RAILHOO-Report

Going China! - Eisenbahnurlaub in Nord-China

Einführung:
Der bevölkerungsreichste Staat der Erde wird nicht nur für die Wirtschaft als neues Absatzgebiet immer populärer. Auch für Touristen bietet China einiges Interessantes; die Chinesische Mauer dürfte Jedem bekannt sein. Für die Dampflok-Fans unter den Eisenbahnfreunden gilt China als eines der letzten Länder mit planmäßigem Dampf-Verkehr schon fast zum Pflichtprogramm. Hier fahren die letzten großen Schlepptenderdampflokomotiven im Staatsbahndienst, aber auch bei den anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen des Landes bilden Dampfloks, wie die riesige QJ, Achsfolge 1'E1', das Rückgrat des täglichen Verkehrs.

Die folgenden Tips richten sich an Individualreisende, die schon immer nach China reisen wollten, jedoch nicht Wissen, was sie erwartet. Es handelt sich um Hinweise, die für gewöhnlich nicht in einem Reiseführer zu finden sind. Der Autor selbst hat bisher eine Tour (sicherlich nicht die letzte) nach China unternommen.

Diese Hinweise beruhen auf persönlichen Erfahrungen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dauerhafte Richtigkeit.
Allgemeines:
Generell gilt, daß die Chinesen ein freundliches und aufgeschlossenes Volk sind. Dem Touristen wird überall Offenheit und Gastfreundschaft entgegengebracht. Jedoch lassen sich die Chinesen selber nicht gerne fotografieren. Hier sollte man wenn unauffällig vorgehen und die Situation nie überspannen.

Bis dato ist ein Urlaub abseits der großen Touristenzentren für unsere Verhältnisse sehr billig. Ebenso werden Touristen fast nicht angebettelt, wie es aus anderen Ländern bekannt ist. Dies liegt im Speziellen an der Kultur, die eine solche Unterwürfigkeit verbietet. Auf der anderen Seite ist in den eisenbahnmäßig interessanten Teilen Chinas der Tourismus noch nicht so bedeutend. Um dieses Klima aufrechtzuerhalten, sollten gelegentliche Anwandlungen zum Raubrittertum einzelner Chinesen, dazu später mehr, mit hartnäckigem Verhandeln oder mit Ignoranz begegnet werden. Für uns ist es kein Problem, für eine 50 km lange Busfahrt ca. DM 25,- zu bezahlen, für Chinesen ist das ein Monatseinkommen. Wenn erst die Touristen solch horrende Preise akzeptieren, wird die übrige Bevölkerung darunter zu Leiden haben.

Generell zum Thema über-den-Tische-gezogen-werden gilt: Vermeiden Sie es, in einem Restaurant die einzigen Gäste zu sein. Beim Bezahlen, das gilt auch in Mini-Bussen, immer darauf achten, daß auch andere Chinesen mitbekommen, wieviel Sie zu bezahlen haben. In Gegenwart anderer Landsleute trauen sich die Chinesen selten, Touristen finanziell auszunehmen.
Sprache
Die Chinesische Sprache ist für Europäer nur schwer zu erlernen. Bei über 2000 Schriftzeichen, einer völlig verschiedenen Grammatik und einer Silbensprechweise ist dies verständlich.

Wie kommuniziert der Reisende nun mit den Chinesen? Einfachste Hilfsmittel sind Sprachreiseführer, die die gängigsten Sätze und Redewendungen in Chinesischer Schrift beinhalten. Die Kommunikation beläuft sich dann zwar nur auf Zeigen von Wörterbucheinträgen, aber zur rudimentären Verständigung reicht es. Ebenso bietet es sich an, die wichtigsten Chinesischen Sätze, vielleicht kennen Sie jemanden, der der Chinesischen Sprache mächtig ist, auf Karteikarten zu schreiben. Dies erleichtert die Kommunikation ein wenig. Die Sprache Englisch ist kaum verbreitet.

Informationssuche
Für die Informationssuche standen uns in den letzten Jahren immer die Printmedien zur Verfügung. Hier gab es die neuesten und aktuellsten Meldungen, wo sich was bewegte. Auch in der letzten Zeit hat es hier immer wieder interessante Berichte gegeben. Empfehlenswert ist die Lektüre des LOK Report , von Fern-Express (beide in Deutscher Sprache) und von WORLD STEAM (Englisch, im gut sortierten Bahnhofsbuchhandel zu erhalten).

Mittlerweile hat das Internet an Bedeutung gewonnen. Auf den RAILHOO-Linkseiten zu China werden Sie sicherlich alles finden, was sie suchen. Nachfolgend die meiner Meinung nach vier informativsten und weiterführenden Internetadressen:
International Steam Page, China (Rob Dickinson): Umfangreiches Archiv mit aktuellen Reiseberichten und Bildern
The China Railways Homepage (Michael Powell): Karten und Berichte
The China Railway Page (Robin J Gibbons): Berichte und Bilder
Budget Travellers China: Karten, Berichte und rudimentäres Kursbuch

Alle diese Seiten sind in Englischer Sprache verfaßt, bieten jedoch umfangreichste und , was nur das WWW bieten kann, sehr aktuelle Informationen. Deutschsprachige Reiseberichte finden Sie bei RAILHOO im Dienst RAILREPORT.

Reisevorbereitungen
Für die Einreise brauchen EU-Bürger ein Visum. Dieses ist bei der entsprechenden Konsularstelle der Volksrepublik China zu haben; die Gebühren hierfür liegen bei DM 60,- bei normaler Bearbeitungszeit, Eil-Visa sind teurer. Zur Beantragung des Visas muß ein ausgefüllter Visa-Antrag nebst Reisepaß und Paßbildern bei der Konsularstelle abgegeben werden.

Ein Visadienst kann ebenfalls eingeschaltet werden. Dies spart zumindest das persönliche erscheinen in der Konsularstelle.

Flüge
Flüge nach China (Beijing) gibt es von fast allen europäischen Airlines, jedoch oft nur einmal pro Woche je Airline. Um einen Trip zu planen, sollte das Reisebüro des Vertrauens konsultiert werden, um nach den günstigsten (finanziell und zeitlich) Verbindungen suchen zu lassen.

Auch Inlandsflüge in China können von zu Hause aus gebucht werden.

Ankunft in China
In der Regel kommen die Flüge aus Europa früh morgens nach 10 bis 15 stündigem Flug am internationalen Flughafen von Beijing an. Wir Europäer werden zuerst von dem gewaltigen Monumentalbau des Terminals erschlagen sein, aber an solche Ausmaße von Gebäuden sollte man sich gewöhnen, in den Großstädten sind derartige Neubauten bestimmend für das Stadtbild.

Nach erfolgreicher Einreise ist erstes Ziel eine Geldwechselstelle. Diese finden sich in großer Anzahl im Flughafengebäude. 1 Chinesischer Yuan (Y) hat ungefähr der Wert von DM 0,25 (Stand Frühjahr 2000). Wichtig: Umtauschquittung für einen etwaigen Rücktausch aufbewahren. Da die Chinesische Währung weder ein- noch ausgeführt werden darf, ist dieses Prozedere nicht zu umgehen.

Nächstes Ziel ist das Erreichen der Stadt Beijing selber. Neben dem Taxi gibt es auch Linienbusse. Diese sind nicht nur wesentlich billiger, sie halten auch unweit des Nordbahnhofes, Ausgangspunkt für Bahnreisen in den Norden Chinas.
Eisenbahnen
Das Eisenbahnnetz in China ist flächendeckend. Für uns ungewöhnlich ist das Prozedere bis der Reisende in seinem Zug sitzt. Es beginnt mit der Suche der richtigen Bahnverbindung. Danach folgt der Kauf einer Fahrkarte, das Warten im Wartesaal, bis der Zug aufgerufen. Für jeden Zug gibt es einen Wartebereich. Schließlich der Weg zum Zug selber, wobei eine erste Fahrkartenkontrolle beim passieren der Bahnsteigsperre erfolgt. Die zweite beim Betreten des Zuges selber.

Dem Reisenden stehen vier Wagenklassen zur Verfügung: Soft-Sleeper (komfortable Schlafwagenabteile), Hard-Sleeper (Liegewagenpritschen zu 6er "Abteilen" im Großraumwagen), Soft-Seater (Komfortable Sitzwagen) und Hard-Seater (billig) Eine Reise im Hard-Seater ist ein unvergessliches Erlebnis. Hier reist das Volk! Es gibt normale Reisende, die mit wenig Gepäck von A nach B reisen, und Leute, die landwirtschaftliche Erzeugnisse transportieren, um sie anderen Ortes zu verkaufen. Dementsprechend gemischt ist das Publikum und die Züge sind überfüllt, denn auf Unterwegshalten kommen immer weitere Reisende nebst Traglasten hinzu. Auf lebende Tiere sollte der Reisende hier vorbereitet sein.

Die Fernzüge sind bewirtschaftet. Entweder sie verfügen über einen Speisewagen und/oder ein Geschwader von Verkäufern mit Minibars durcheilt den Zug, Speisen und Getränke verkaufenderweise. Daher folgender Rat: Nachtfahrten im Hard-Sleeper absolvieren, Tagfahrten in Hard-Seater. Auf den Komfort der Soft-Klassen kann verzichtet werden, schließlich möchte man ja etwas erleben. Eine Nachfahrt im Hard-Sleeper sollte jedoch vermieden werden.

Doch wie findet man eine Reiseverbindung? Es gibt ein Kursbuch, zu kaufen z.B. bei www.timetables.ch oder in China selber, wobei letzteres billiger (Y 8) aber nicht sicher ist. Man muß erst Glück haben und in einem Bahnhof einen Verkaufsstand finden, der Kursbücher verkauft.

Schon das Lesen des Kursbuches ist eine Kunst für sich. Dieses ist nicht etwa nach Streckennummern gegliedert sondern nach Zugnummern. Wie soll man da einen Zug finden, wenn man nicht weiß welchen man sucht, sondern nur zwei Orte weiß, diese aber nur mühevoll entziffern kann? Früher gab es eine Internationale Version des Kursbuches, in der die Bahnhöfe nur in Europäischer Schreibweise verzeichnet waren. Dieses kann zum Auffinden einer Zugnummer genommen werden. Im aktuellen Kursbuch muß dann verifiziert werden, ob es diesen Zug noch gibt und ob die Zeiten Stimmen. Eine andere Alternative zum Finden von Zügen ist das Studieren von Reiseberichten (sollte sowieso vor der Abreise getan werden). Die Autoren haben meist ihre Reiseroute beschrieben und welche Züge sie genommen haben. Auch hier gilt: Zugnummer mit dem aktuellen Kursbuch abgleichen. In den Bahnhöfen selber gibt es ebenfalls große Zugtafeln. Wenn man seinen Zielort (Chinesische Schreibweise!) gefunden hat, kann man hier die Zugnummer nebst Abfahrtszeit erfahren.

Nächster Schritt: Fahrkartenkauf. Man begibt sich zum (hoffentlich richtigen) Fahrkartenschalter und stellt sich geduldig in die Reihe der Wartenden. Weit gefehlt. Chinesen versuchen, immer die ersten zu sein. Also wird gedrängelt und geschoben, wie es nur geht. Unser Vorteil ist, daß die Chinesen kleinwüchsiger sind und wir sie in der Körpergröße leicht überragen. Am Schalter angelangt, muß man nur dem Gegenüber freundlich klar machen, mit welchem Zug man wohin fahren möchte. Das Ergebnis ist eine vom Computer erstellte Fahrkarte inklusive Platzreservierung. Praktikabelste Lösung ist es, den entsprechenden Zug im Kursbuch zu markieren und dieses dem Fahrkartenverkäufer rüber zu reichen. (Dabei darauf achten, daß das Kursbuch richtig herum gehalten wird. Sollten sie das Kursbuch bereits lesefreundlich für des Fahrkartenverkäufer herum gedreht haben, wird er es wieder herumdrehen (also für ihn auf den Kopf) und sie verständnislos anblicken. Er glaubt, so wie sie ihm im Kursbuch den Zug zeigen, läge es richtig herum. Drehen sie ihm das Kursbuch richtig herum und er wird sie lächelnd anblicken und sofort auf seiner Tastatur (Englische!!!) einigen Tastenkürzel eingeben und kurze Zeit später erhalten Sie ihr Ticket.)

Auf dem nun folgenden Weg zum Wartesaal gilt es nun, das obligatorische Durchleuchtungsgerät für das Reisegepäck zu umgehen. Ein zügiger, alle Zurufe ignorierender Gang am Gepäckkontrolleur vorbei ist die schnellste Lösung, auch möglich ist das Bestehen mit dem Hinweis "Photo!" auf Handkontrolle des Gepäcks.

Bis zur Abfahrt des Zuges bleibt meist noch Zeit, die Verkaufsstände im Wartebereich heimzusuchen um Literatur, Proviant oder ähnlich nützliches zu kaufen. Lange bevor der Zug aufgerufen wird und die Bahnsteigsperre geöffnet wird, entwickelt sich Unruhe. Die Chinesen wollen wie immer die ersten sein und es entsteht ein riesiges Gedränge und Geschiebe. Bei der Bahnsteigsperre findet eine erste Fahrkartenkontrolle statt, am Zug selbst dann noch eine weitere.

Während der Zugfahrt wir der Reisende bestens versorgt, im Speisewagen oder durch Minibar-Verkäufer. Immer wieder läuft das Zugpersonal durch den Zug (jeder Wagen hat einen eigenen Schaffner), um das Gepäck vorschriftsmäßig auf den Gepäckablagen zu verstauen. Die Schaffner sind ebenso für die Sauberkeit verantwortlich und durcheilen den Wagen abwechselnd mit Kehrbesen und Putzlappen. Schließlich ist es durchaus üblich, daß sämtlicher Müll, insbesondere die Schalen von Sonnenblumenkernen, welche laufend vom Volk verspiesen werden, aber auch 'mal die Hinterlassenschaft einer Säuglingsblase auf den Wagenboden fallen gelassen wird. Ebenso gehört es zum guten Ton, des öfteren auszuspucken. Beim Anblick des Putzlappens, mit dem der Wagenboden sauber gehalten werden soll, sollte der Reisende seinen Mageninhalt zur Ordnung rufen und Ausgangssperre verhängen.

Das Mitführen einer eigenen Rolle Toilettenpapiers (Erhältlich sogar vor Ort, im Einkaufsparadies Bahnhof) ist angebracht. Auf den Zugtoiletten, wenn die Öffnung im Wagenboden diese Bezeichnung verdient, gibt es diesen Luxus nicht.

Während der Fahrt findet mindestens eine weitere Fahrkartenkontrolle statt. Am Zielort angekommen, gilt es den Zug zu verlassen. Zuerst muß der Wagenschaffner die Zugtür aufschließen (Türblockierung auf Chinesisch), dann drängeln sich die Chinesen ins freie. Daß die Drängelei im Zug bereits so groß ist, daß der Schaffner nicht einmal zur Tür kommt, ist normal.

Beim Verlassen des Bahnhofes ist dann abermals eine Fahrkartenkontrolle fällig.

Busse
Überlandbusse verkehren in der Regel ziemlich häufig. In den Städten gibt es richtige Busbahnhöfe mit Fahrkartenschaltern und allem sonstigen von Bahnhöfen bekannten Komfort. Seinen Sitzplatz sollte man gut verteidigen, denn die Busse fahren erst dann los, wenn sie voll sind. Auch Zustieg auf freier Strecke ist möglich. Ein Beifahrer übernimmt das Marketing: er versucht die Leute am Straßenrand zum Mitfahren zu bewegen, kassiert das Fahrgeld, organisiert die Zuteilung der Zusatzbestuhlung (leere Holzkisten oder Campinghocker, die aus der Gepäckablage hervor gezaubert werden) und dergleichen mehr. Mitfahrt empfehlenswert, Testamentsangelegenheiten sollte vorher erledigt worden sein. Der Fahrstil der Busfahrer ist in der Tat atemberaubend. Grundproblem ist, wie immer, die Verständigung über das Fahrtziel. Eine geschriebene (Chinesische!) Version ist immer hilfreich.
Taxis
Warnung! Von Fahrkünsten kann auch hier nicht gesprochen werden. Chinesen sind sehr kommunikativ, daß ihre Gegenüber, hier: Touristen, sie nicht verstehen, interessiert sie nicht besonders, sie reden munter weiter und suchen Blickkontakt. Der Blick auf den übrigen Straßenverkehr geht dabei völlig verloren. Betreffend eines Testaments gilt hier oben besagtes in verschärfter Form. Außerdem sollte man nie versuchen, mittels Stadtplan sein Ziel zu beschreiben. So etwas kennen Taxifahrer nicht. Auch wenn diese beteuern, sie wüßten, wohin Sie wollen, seien Sie mißtrauisch. Das Gegenteil ist in der Regel der Fall. Zum Fahrpreis gilt: Entweder vorher Aushandeln (Marktwirtschaft läßt grüßen, Preisvorschläge aus Reiseberichten) oder das Taxameter einschalten lassen (teurer, aber sicherer).
Hotels
Hotels sind in den Städten kein Problem, überall finden sich Übernachtungsmöglichkeiten, die fast Rund um die Uhr geöffnet sind, zumindest einen Nachportier, der die zuständigen Leute weckt, wird es geben. Für Preise von bis zu Y 200 erhält man ein Doppelzimmer mit einer einem Viersterne-Luxus vergleichbaren Ausstattung mit kontinentaler Sanitärausstattung. Bis zu Y 50 gibt es bereits Unterkünfte mit Chinesischer Ausstattung, Toilette (Öffnung im Boden mit Zugang zur Abwasserleitung) und Waschgelegenheit befinden sich hier außerhalb des Zimmers. Ein Fernseher gehört zu jedem Chinesischen Hotelzimmer, egal, wie komfortlos es auch sein mag. Das Deponieren des Gepäcks tagsüber bei der Rezeption bedarf einer kleinen Überredungskunst, ist aber durchaus kein Problem. Auf das Sicherheitsmoment der vorherigen Hotelreservierung wurde verzichtet, da meist, außer an besonderen Feiertagen, die Hotelkapazitäten ausreichend sind.
Kleidung
Das Klima in Chinas Norden ist extrem. Im Winter können Temperaturen bis zu 40° C unter Null und dazu ein starker Wind den Spaß am Fotografieren rauben. Bei Wind sind wir eh machtlos, aber gegen die Kälte hilft die von normalen Bergwanderern geschätzte Mehrschichtkleidung, bestehend aus Funktionswäsche, Fleece und GoreTex. Je nach Hitze- oder Kälteempfinden kann dann die eine oder andere Schicht aus- oder angezogen werden. Festes, wasser- und winddichtes Schuhwerk ist sowieso zu empfehlen.
Essen und Trinken
Sowohl die kleinen Garküchen als auch die luxoriösen Restaurants sind besuchenswert. Eine Mahlzeit ist für unsere Verhältnisse günstig, pro Person kann mit Y 20 bis 30 gerechnet werden. Die Bestellung der Speisen nimmt man am Besten mit dem eigenen Spachführer vor. Man zeigt auf das, wonach einem gelüstet, der die Bestellung aufnehmende wird den Speisewunsch bejahen oder ablehnen. Der Reis, der in Europa als Standardbeilage zum Essen gereicht wird, ist eigentlich ein Nachtischgericht. Man muß ihn extra bestellen und seine Lieferung mehrmals während des Essens anmahnen. Grundsätzlich sollte man darauf gefaßt sein, daß ein Fleischgericht mitsamt Kopf serviert wird. Gegessen wird mit Stäbchen, egal ob Hühnchen am Skelett oder Nudelsuppe. Als Getränk wird immer Grüner Tee gereicht soviel und egal ob man möchte. Ansonsten ist das Chinesische Bier sehr zu empfehlen. Vorsicht: der Hausherr könnte Sie zum Wettrinken herausfordern, Durchhaltevermögen gilt als männliche Stärke.
Jing-Peng-Paß
Es gibt Dampflokfreunde, die aus China nichts anderes kennen als den Jingpeng-Paß. Diese Strecke wurde erst 1995 eröffnet und wird nicht von der Staatsbahn, sondern von der Provinz Innere Mongolei betrieben. Das Interessante an dieser Strecke ist, daß die über 900 km lange Distanz ausschließlich mit Dampfloks, von der Staatsbahn übernommene QJ, betrieben wird.

Die davon durchquerte Region, die Innere Mongolei, ist an Kargheit kaum zu Überbieten. Einzig interessanter Teil ist der Streckenabschnitt über den Jingpeng-Paß, so ziemlich in Streckenmitte gelegen. Hier muß in aufwendigen Serpentinen eine Paßhöhe überwunden werden. Die hier schwer arbeitenden Dampfer und die absolute Dampfgarantie haben in den letzten Jahren eine große Anzahl von Eisenbahn-Touristen angelockt, was leider seine Folgen bei den Einheimischen davon getragen hat.

Aus dem verschlafenen Kurort Reshui, hier soll es heiße Thermen geben, mit seinen zwei Hotels ist das Zentrum für Eisenbahnfotografen aus aller Welt geworden. Da hier bereits sehr viele Hobbykollegen mit einer "Throw Money on the Problem"-Mentalität abgestiegen sind, hat sich ein gewisses Raubrittertum unter einigen Einwohnern breit gemacht.

Für die Anreise mit den Taxi von Chifeng (300 km entfernt) werden Y 500 pro Person berechnet, für den Transfer von der 50 km entfernten Busstation Linxi (zu erreichen mit dem Linienbus von Chifeng) Y 100 pro Person, egal ob Bus, Moped-Rikscha oder Fahrrad-Rikscha. Durch hartnäckiges Verhandeln mit dem Busbeifahrer mit der Drohung, die Polizei als Schlichter zu Rate zu ziehen, gelang es, den Busfahrpreis auf die üblichen Y 10 pro Person herunter zu handeln.

Das Hotel hat seine Preise innerhalb von vier Monaten von Y 60 auf Y 100 pro Person im Doppelzimmer ansteigen lassen, allerdings wird dafür auch im perfekten Englisch angeboten, die Zimmer vorab zu besichtigen. Hartnäckiges Verhandeln mit dem Verweis auf die Preise von vor vier Monaten hat auch deren Gültigkeit wieder herstellen lassen.

Angeblich wird von der Provinzregierung eine Fotogebühr verlangt (siehe Bericht von Robin Garn im Eisenbahn Journal 4/2000). Auch diese fällt unter das Kapitel Raubrittertum. Eine Existenzberechtigung durch die Staatsregierung ist nicht bekannt. Die Geldeintreiber kassieren überwiegend bei den Gruppen ab, die sich einem der örtlichen Guides anvertraut haben. Hier haben sie die mögliche Repressalien gegen den Guide als Druckmittel. Einzelreisende wurden in der Vergangenheit nur im Hotel im Zimmer belästigt, mittlerweile treiben die Truppen auch an der Strecke ihr Unwesen. Bei Ignorieren der Geldeintreiber kann man dieser unnützen Geldausgabe von Y 50 pro Tag entgehen.

Auch die örtlichen Taxi- und Minibuschauffeure sind dem Raubrittertum verfallen. Basispreis für eine Fahrt über die Paßhöhe, ca. 10 km, ist Y 100 für Touristen. Warten auf günstigere Anbieter lohnt sich und, vor allem: es klappt auch, solange alle Eisenbahnfreunde mitmachen.

Trotz aller negativen Eindrücke, hier prasseln sie gezielt auf den geplagten Touristen nieder, die Paßstrecke hat schon ihren Reiz. Zwei bis drei schwer arbeitende QJ, Maschinen von der Größe der Deutschen BR 45, an einem Zug zu hören (kilometerweit vorher) und zu sehen ist, trotz der modernen Trassierung der Strecke, schon ein Erlebnis.

Fazit
Alles in allem ist es eine überaus positive Erfahrung, einmal Dampflokomotiven in China zu erleben. Zum einem Aufgrund der Größe der Maschinen und dem, was ihnen abverlangt wird, zum anderen wegen der Erfahrung, die der Reisende zwangsläufig macht, so er sich auf das Glatteis des Individualtourist wagt.


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