RAILHOO-Report

Brawa E77

Schon die Verpackung suggeriert einiges: Auf dem Karton prangt ein beinhartes Modellbahnerportrait in typischer Genießerpose...

Tatsächlich, der erste Eindruck ist schon mal gut. Klappt man den Karton auf, liegt das Modell ansehnlich präsentiert hinter einer Klarsichtfolie und sieht ausgesprochen gut aus. Das Auspacken erweist sich nun als ein recht langwieriger Vorgang: Erst einmal muß entdeckt werden, wo sich die Verpackung überhaupt sicher öffnen läßt. Das klingt jetzt zwar recht idiotisch, und natürlich ist das öffnen des Pappkartons eine durchaus lösbare Aufgabe. Aber die das Modell immer noch umhüllende Plastikuschale ist im Vergleich zu anderen Herstellern ungewohnt. Insbesondere im Hinblick auf die doch recht hohe "Labberigkeit" des dreiteiligen Lokmodells kann es nämlich vorkommen, daß der Mittelteil der Maschine nicht 100%ig in der Hülle liegt und hervorsteht. Beim vorliegenden Modell ergaben sich daher gleich beim Auspacken (sehr leichte) Lackschäden an der Dachkante. ABER: die Verpackung ist trotz allem vorbildlich. Schließlich kommt es darauf an, daß das Modell beim Transport heile bleibt. Nur sollte man beim Einpacken werkseitig etwas genauer Acht geben. Apropos einpacken: DAS kann einem wirklich den letzten Nerv rauben! Zum Schutz der Lackierung sind nämlich kleine Gummiläppchen an gefährdeten Stellen auf das Modell gelegt. Diese hinterher wieder so zu postieren, daß sie auch tatsächlich an den gefährdeten Stellen liegen bleiben (bei all dem Kampf, die wild im Gelände herumwabernde Plastikumhüllung auch wieder so um die Lok zu schlingen, daß die Stromabhnehmer nicht verbogen werden), ist ein Geduldspiel. Oder sind die Gummis normalerweise festgeklebt?

Ausgepackt sieht das Modell immer noch sehr gut aus. Sehr feine Stromabnehmer, exzellente Bedruckung (nein, ich habe NICHT alle Untersuchungsdaten auf ihre historische Richtigkeit überprüft!) und recht schöne Räder seien hier nur exemplarisch erwähnt. Wer weitere Angaben braucht, sollte sich unsere Fotos genauer ansehen. Die Maßgenauigkeit interessiert mich nicht, alles sieht aber sehr stimmig aus. Was nicht so recht begeistern kann, ist die sehr unglaubwürdig ausgefallene Farbe des Daches (eintönig hellgrau). Oder sieht das Vorbild, die Museums-E77, auch so aus? Weiß ich nicht, ich habe die Lok noch nie in Natura gesehen. Und noch etwas: auf dem sehr gelungenen Grün des Gehäuses fanden sich vereinzelt schwarze Farbspuren - als hätte ein Pinsel o.Ä. getropft. Nicht, daß dies wirklich stört, aber wenn das bei der ganzen Serie auftreten sollte, müßte man doch einmal die Beschriftungsmaschine überprüfen. Es gibt sicher einige, die so etwas enger sehen als ich. Schließlich ist das Modell nicht ganz billig... Sollte jetzt der Eindruck entstanden sein, ich würde das Äußere der Maschine in irgend einer Form verreißen, muß ich jetzt entschieden das Gegenteil behaupten.


Und jetzt die erste Fahrt. Da die Oberleitung noch nicht fertiggestellt ist, erst einmal nur mit eingefahrenen Stromabnehmern. Wie sich die Fahreigenschaften bei Oberleitungsbetrieb auswirken, wird irgendwann nachgereicht. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, daß die kleinen Federn der Stromabnehmer sich leicht aushaken können. Dies läßt sich zwar leicht wieder richten, aber was passiert, wenn eine Feder vollständig wegspringt, dürfte klar sein.

Also zunächst einmal Langsamfahrt: Die Lampen leuchten hell auf, die Lok schleicht im Schneckentempo los und gibt dabei nur wenig Geräusche von sich. Bei der Rückwärtsfahrt tritt dann aber ein helles Geräusch auf - als wenn ein dünnes Federchen an beweglichen Teilen schleift. Während der ganzen Testfahrt (ca. 30 Minuten) änderte sich daran nichts. Ich habe das Modell nicht groß zerlegt, um den Grund herauszufinden - immerhin ist es nicht so störend und könnte bei einer Altbauellok locker auch in echt irgendwo auftauchen. Die Fahreigenschaften an sich können nämlich auch trotz des leichten Pfeifens (oder besser: Quietschens) überzeugen. Sehr gute Stromabnahme - auch auf ausgedehnteren Weichenstraßen - und brauchbarer (wenn auch nicht übermäßiger) Auslauf reichen für einen Alltagsbetrieb mehr als aus. Außerdem liegt die Lok ausgesprochen ruhig im Gleis - wahrscheinlich deutlich ruhiger als das Original. Die Höchstgeschwindigkeit liegt sicherlich über der des Vorbilds, ist aber unter keinen Umständen als übertrieben zu betrachten. Ich habe bislang die Zugkraft nicht bis an die Grenzen ausgetestet, aber der gerade zufällig auf der Anlage befindliche Güterzug aus 23 Roco-Güterwagen bereitete keinerlei Probleme. Fast könnte man sagen: Völlige Zufriedenheit mit dem Fahrverhalten. Was aber dann doch auffiel: An einer ganz bestimmten Stelle im ganz schwachen Gleisbogen (ohne Weiche) auf der Hauptstrecke muckte das Modell regelmäßig kurz auf. Nicht direkt stotternd, aber der sonst so ruhige Lauf wurde durch irgend etwas leicht gestört. Nur an dieser einen Stelle, und nur auf diesem einen Gleis. Ich komme bis heute nicht dahinter, weshalb... keine andere Lokomotive hat sich bisher an dieser Stelle "danebenbenommen"...


Kurz: Ein wirklich schönes und gebrauchstüchtiges Modell, an dem es nicht wirklich ernsthaft etwas zu meckern gibt. Von der Farbe des Daches natürlich abgesehen. Alle weiteren aufgetretenen Problemchen stören entweder nicht oder lassen sich leicht abstellen - nur: eigentlich könnte man dies auch gleich werkseitig vermeiden. Oder hatte ich einfach nur Pech? Schade, daß ausgerechnet solche wirklichen Kleinigkeiten am stärksten in Erinnerung bleiben. Die Brawa E77 hat das nämlich absolut nicht verdient...


Seitenanfang Übersicht Zurück