RAILHOO-Report

Dise ostfrisischen Inselbahnen

Vortragsunteralgen eines Diavotrages bei den Eisenbahnfreunden Witten

Inhaltsverzeichniss
Inselbahn Borkum
Eröffnung: 15.06.1888
Streckenlänge:
  • Stammstrecke Bahnhof zur Reede7,3 km
  • Ostlandbahn zu den Batteriestellungen ca. 8,5 km, 1911-1947
  • Strandbahn zwischen El. Leuchtturm und Nordbad ca. 2,5 km Saisonbetrieb vom  01.06. und 30.09. von 1929 bis 1939 und ab 1949 bis 1968
Spurweite: 900 mm

Triebfahrzeuge :
Dampflok 1 "Melitta"  Krauss, Bj. 1876, 45 PS, geliefert an Baufirma in Westerstede, später als Baulok an Firma Habich & Groth, ab 1888 Inselbahn Borkum, 1925 ausrangiert und nach Emden verkauft
Dampflok 2 "Borkum"  Kraus, Bj. 1888, 50 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert, 1925 ausrangiert und an  Firma O&K verkauft
Dampflok 3 "Moritz"  Maschinenfabrik Darmstadt, Bj. 1874, 60 PS, Baulok bei Habich & Groth, ab 1899 auf Borkum in Einsatz, 1910 ausrangiert
Dampflok 4 "Emden"  Hohenzollern, Bj. 1906, 60 PS, nach Borkum 1908 geliefert, 1948 ausrangiert und an Fischereigenossenschaft Borkum als Dampferzeuger verkauft, 1953 verschrottet
Dampflok 5 "Aurich"  Hohenzollern, Bj. 1906, 60 PS, 1910 nach Borkum geliefert, 1952 ausrangiert und verschrottet
Dampflok 6 "Münster"  Hohenzollern, Bj. 1925, 80 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert, 1951 ausrangiert und verschrottet
Dampflok 7 "Leer"  O&K, Bj. 1925, 90 PS, 1925 fabrikneu nach Borkum geliefert, 1944 von einem Blingänger schwer beschädigt und danach ausrangiert
Dampflok 8 "Borkum II"  O&K, Bj. 1937, 110 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert, letzter Einsatz im Juni 1968, danach im Lokschuppen hinterstellt, seit 1976 Denkmal in Bevern bei Bremervörde.
Dampflok 9 "Dollart"  O&K, Bj. 1940, 110 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert, letzte Einsätze im Sommer 1962, danach als Reservelok im Schuppen hinterstellt, seit 1978 als Denkmal am Kurhaus aufgestellt, 1996 Reaktivierung im Werk Meiningen und neuem Kessel mit Leichtölfeuerung der SLM Winterthur. Am 27.02.1997 Neuabnahme als Lok "Borkum III"
Diesellok 1 "Leer II"  DWK, Bj. 1935, 55 PS, 1935 an Marine auf Borkum geliefert, 1947 an Borkumer Kleinbahn, heute als Traditionslok mit historischem Zug im Einsatz.
Diesellok 2 "Emden"  Henschel, Bj. 1942, 80 PS, dieselelektrischer Antrieb von Siemens-Schuckert, 1942 an Marine auf Borkum geliefert, 1947 an Borkumer Kleinbahn, 1988 ausrangiert und an DEV in Bruchhausen-Vilsen verkauft. Nach der Umspurung auf 1000 mm als V4 in Betrieb.
Diesellok 3 "Münster" : Schöma, Bj. 1957, 112 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert, im Einsatz mit alter Wagengarnitur als Traditions- und Verstärkungszug.
Diesellok 4 "Emden III" : Schöma, Bj. 1970, 230 PS, geliefert an Faxe-Kalkwerke in Dänemark mit einer Spurweit von 792 mm, 1988 Umbau durch Schöma auf 900 mm, seit 1998 auf Reserve.
Diesellok 5 "Hannover": Schöma, Bj. 1993, 245 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert. Fahrzeug kann mit Biodiesel betrieben werden. Einsatz durch Scharfenbergkupplung nur mit modernem Zug möglich.
Diesellok 6 "Berlin": Schöma, Bj. 1993, 245 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert. Fahrzeug kann mit Biodiesel betrieben werden. Einsatz durch Scharfenbergkupplung nur mit modernem Zug möglich.
Diesellok 7 "Münster III": Schöma, Bj. 1993, 245 PS, fabrikneu nach Borkum geliefert. Fahrzeug kann mit Biodiesel betrieben werden. Einsatz durch Scharfenbergkupplung nur mit modernem Zug möglich.
Triebwagen T 1: Waggonfabrik Wismar, Bj. 1940, 2 x 50 PS, 1940 fabrikneu nach Borkum für den Einsatz auf der Strandbahn geliefert. 1976 abgestellt und 1977 an DGEG Museum Viernheim verkauft. 1997 zurück gekauft und in eigener Werkstatt restauriert. Seit 1998 wieder im Betrieb.
Triebwagen T 2: Waggonfabrik Wismar, Bj. 1939, 2 x 50 PS, fabrikneu an Marine Borkum. 1947 Übernahme durch die Borkumer Kleinbahn. 1946 abgestellt. 1987 verkauft an DEV Bruchhausen-Vilsen. 1984 Weiterverkauf an die Museumsbahn Warthausen-Ochsenhausen mit dortiger Umspurung auf 750 mm.
Triebwagen T 3: Drasinenbau Berlin, Bj. 1937, 20 PS, fabrikneu an Marine Borkum. 1947 Übernahme durch die Borkumer Kleinbahn. Herbst 1967 verschrottet.


Kurzgeschichte:
       
Der erste Schienstrang auf Borkum verdangt seine Entstehung einer schweren Brandkatastrophe von 1879, bei der das Wahrzeichen der Insel, der alte Leuchtturm von 1576 total ausbrannte. Für den Bau des neuen 200 Fuß hohen Turms musste das Baumaterial vom Hoop, wo die Schiffe auf dem Wattboden Trocken vielen, ca. 5 km bis zur Baustelle in der Dorfmitte befördert werden. Die Baufirma Habich & Groth legte mit der Genehmigung der Bezirksregierung ein Materialgleis vom Hoop bis ins Dorf. Mittels Pferdekraft wurden nun die Loren ins Dorf befördert. Auch Fertigstellung des neuen Leuchtturms am 19.09.1879 blieb Gleis für weitere Materialtransporte zur Strandbefestigung liegen. Bei den sehr konservativen Borkumern stieß die Materialbahn auf wenig Gegenliebe weil sie um ihre Weiderechte in der Außenweide fürchten. 1883 entschied sich aber der Kreishauptmann von Emden für den erhalt der Materialbahn der Firma Habich & Groth.

Wie bei allen ostfriesischen Inseln war auch auf Borkum die Anlandung der Feriengäste oder auch Sommerfrischler genannt, zu dieser Zeit, alles andere als zufriedenstellend. Die Schiffe Ankeernten im Watt und die Gäste mussten in einen Pferdewagen mit hohen Rädern umsteigen um an Land zu gelangen.

Im Juni 1883 schlossen der Emdener Magistrat und die Firma Habich & Groth einen Vertrag über den Bau eines Anlegers und einer Eisenbahn zum Ort. Die Borkumer standen diesem Projekt höchstwahrscheinlich nur skeptisch gegenüber weil, sie wieder einmal von den Emdener "Häuptlingen" übergangen wurden. Doch die Verhandlungen liefen nicht so wie die Baufirma sich es vorgestellt hatte wodurch der späte Baubeginn von 1887 erklärt wird. Auch musste die Finanzierung mehrmals erhöht werden weil ungeahnte Schwierigkeiten beim Bau der Bahn und des Anlegers auftraten. Am 04.05.1888 gelangte die erste Dampflok "Melitta" und zwei Personenwagen nach Borkum. Ihre erste Probefahrt unternahm die Kleinbahn am 28.05.1888 welches von der örtlichen Presse eingehend gewürdigt wurde. Bis Anfang Juni war dann auch der Anleger entgültig fertig, so das die Kleinbahn am 15.06.1888 eröffnet werden konnte.

Auch nach Eröffnung der Bahn wurden von der Firma Habich &Groth ständig Erweiterungen am Bahnhofsgebäude und der Strecke durchgeführt. Nach der Inbetriebnahme nahm die Zahl der Feriengäste sprunghaft zu, waren es 1888 gerade einmal 5600 wurden 1893 über 10.000 Feriengäste gezählt. Im Jahr 1903 waren schon stattliche 16.500 Urlauber. Die einfachen Verhältnisse an der Reede genügten nun den Ansprüchen der Gäste nicht mehr, mussten sie doch bei Wind und Wetter einige Meter zu Fuß über die Holzbohlen zum Zug gehen. Somit entschloss man sich den Anleger zu verbessern und einen zweiten für den Frachtverkehr zu errichten.  Somit entstand ein Hafenbecken in Form eines kleinen Dreiecks welches auch heute als Fährhafen vorhanden ist. Die beiden kleinen Dampfloks "Melitta" und "Borkum" bekamen 1899 Zuwachs durch die Lok "Moritz". Mit ihren 60 PS konnte sie nun schon etwas stärkere Lasten bewegen als die beiden anderen. Auch die ersten fünf Personenwagen, die gebraucht aus Emdengekauft waren, reichten schon bald für den Verkehr nicht mehr aus. Aus finanziellen Gründen entschloss sich die Bahn zum Selbstbau von vier offnen Sommerwagen und mehreren geschlossenen Personenwagen mit Mitteileinstieg und offenen Plattformen. Alle Wagen hatten eine sehr einfache Bauweise gemeinsam, weshalb sie bei den Feriengästen nicht unbedingt geliebt wurden.


Inselbahn Juist
Eröffnung: 19.06.1898 als Pferdebahn – bis zum
04.06.1899, erste Motorbetriebene Inselbahn Deutschlands
Streckenlänge: 3 km vom Ort zum Weststrand
Spurweite:1000 mm

Triebfahrzeuge :
"Ricklef" Deutz, Einzylinder Viertakt Ottomotor, Bj. 1899, 12 PS, Fab. Nr. 17, 1899 bis 1939 im Einsatz, äußerlich erinnerte diese Lok an eine Trambahnlok, 1939 an Flugstation List auf Sylt, Fahrgestell kam nach dem Krieg nach Langeoog und dort als Unkratvertilgungswagen noch vorhanden
"Adolf" Deutz, Einzylinder Viertakt Ottomotor, Bj. 1900, Typ L24, 24 PS, Fab.-Nr. 49, 1900 bis 1939 im Einsatz, Verschrottung?
"Hermann" Deutz, Einzylinder Viertakt Ottomotor, Bj. 1913, 30 PS, bis ca. 1940 eingesetzt, Verschrottung?
"Paul" Deutz, Vierzylinder-Viertakt-Ottomotor, Bj. 1925, 40 PS, von 1925 bis 1967, mit Umbauten 1935 auf Dieselmotor, 1955 Motoreinbau mit 75 PS und 1958 mit neuem Führerhaus, im Einsatz. Danach Verschrottung
"Carl" Deutz Motoren AG, Dreizylinder-Viertakt-Dieselmotor, Bj. 1935, 75 PS, von 1935 bis 1968 im Einsatz, 1968 an Baufirma O. Döpke in Norden, 1970 verschrottet
"Heinrich" KHD, Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor, Bj. 1952, 118 PS, von 1952 bis 1971 im Einsatz, ab 1971 als Kö 329 504-5 auf Wangerooge im Einsatz, weiter???
"Carl II" KHD, Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor, Bj. 1951, 125 PS, von 1951 bis 1966 bei Herforder Kleinbahn eingesetzt, von 1966 bis 1982 auf Juist in Betrieb, Lok blieb auch der Einstellung des Betriebes auf Juist und soll einmal als Denkmal aufgestellt werden!!!!!!
"Heinrich II" KHD, Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor, Bj. 1953, 125 PS, von 1953 bis 1966 bei Herforder Kleinbahn eingesetzt, von 1966 bis 1971 Sylter Inselbahn, 1971 bis 1982 Inselbahn Juist im Einsatz, als eines der letzten Fahrzeuge verließ der Heinrich 1983 die Insel, über NEWAG noch 1983 zur Montreux-Berner-Oberlandbahn.
Triebwagen T1 Talbot, Bj. 1949, Typ "Schleswig", 110 PS, 1950 an Eckernförder Kreisbahn T3, 1958 nach Juist, 1982 MME Plettenberg, zur Zeit leider nicht betriebsfähig.
Triebwagen T2 Talbot, Bj. 1949, Typ "Eifel I", 145 PS, 1950 an die Euskirchener Kreisbahn ausgeliefert, 1959 nach Juist geliefert, 1982 an den DEV in Bruchhausen-Vilsen verkauft, mustergültig aufgearbeitet im Einsatz.
Triebwagen T3 Talbot, Bj. 1949, Typ "Eifel I", 145 PS, 1950 an Geilenkirchener Kreisbahn, 1960 nach Juist, 1982 nach Norderney, dort verschrottet.
Triebwagen T4 Talbot, Bj. 1955, Typ "Eifel II", 2x 145 PS, 1955 an KAE, 1961 nach Juist, 1981 nach Langeoog, 1995 an Harzer Schmalspurbahn (Umbau), seit 1996 als 187 011-2 im Einsatz.
Triebwagen T5 Talbot, Bj. 1949, Typ "Schleswig", 110 PS, 1950 an Eckernförder Kreisbahn T5, 1958 zur Sylter Inselbahn T24, 1971 nach Juist, 1982 nach Norderney, dort verschrottet


Kurzgeschichte
Am 19.06.1898 wurde die Juister Inselbahn als Pferdebahn eröffnet. Zum Einsatz kamen drei zweiachsige Wagen mit offenen Pattformen der Firma Stilkenboom aus Norden. Im Gegensatz zur Pferdebahn auf Spiekeroog wurden die Wagen als Zug gefahren und mit drei Pferden bespannt. Die Art der Streckenführung unterschied sich ebenfalls von Spiekeroog. Auf Juist wurde der Anleger direkt mit einer Pfahljochstrecke verbunden. Die Pferde liefen hier neben der aufgeständerten Strecke durchs Watt. Im Herbst 1898 zerstörte ein Sturm diese erste Schiffsanlegerkonstruktion aus Holz. Im darauffolgenden Jahr die Bahnanlagen wieder aufgebaut wurden entschloss man sich den Pferdebahnbetrieb nach nur einem Jahr aufzugeben. Die Streckenführung und die Konstruktion des Anlegers mit der Pfahljochstrecke wurden verstärkt für den Einsatz der gerade neu entwickelten Deutz Benzinlokomotive. Der Rohölmotor war ja erst 1897 von Rudolf Diesel erfunden worden. Um so erstaunlicher erscheint die Juister Pionierleistung von der Firma Deutz eine Lok mit Viertakt Ottomotor zu kaufen. Am 04.06.1899 zog die 12 PS Starke Lok "Riklef" den Eröffnungszug der Motorbahn zum Anleger. Der Bahnhof der Pferdebahn wurde etwa zum gleichen Zeitpunkt an die heutige Stelle verlegt. Die Gleislänge betrug nun 2318 Meter, davon lagen 980 Meter im Watt. Zu den ersten Wagen gehörten natürlich die drei ehemaligen Pferdebahnwagen sowie zwei weitere im Jahr 1900 von Stilkenboom gelieferte Wagen, die den Pferdebahnwagen sehr ähnlich waren. Aus der Pferdebahnzeit wurde ebenfalls das Kupplungssystem Trichterkupplung und Kuppelstangen bis zur Einstellung 1982 übernommen. 1902 wurde eine weitere Deutz Lok geliefert. Sie leistete 24 PS und wurde auf den Namen "Adolf" getauft.

Durch den Bau der Strandmauer wurde die Inselbahn mit erhöhten Transportaufgaben belastet welche die beiden kleinen Lokomotiven nicht mehr bewältigen konnten, ebenfalls war der Bäderverkehr bis zum Jahr 1913 stark angestiegen. Somit wurde noch im gleichen Jahr bei Deutz ein 30 PS starke Lok gekauft die den Namen "Hermann" erhielt. Der Fahrzeugpark wurde noch einmal durch Wagen der Firma Stilkenboom verstärkt. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges entstanden dem Seebad schwere Verluste, da die oberste Heeresverwaltung den Reiseverkehr für Badegäste zu den Inseln untersagte. Strategisch spielte Juist eine ehr untergeordnete Rolle. Die einzige Batterie mit 28 mm Geschützen wurde vom ehemaligen Baugleis der Strandmauer aus versorgt. Nach dem Krieg wurde es teilweise abgebaut. Erst Mitte der zwanziger Jahre kam der Bäderverkehr wieder so richtig in Schwung, welches auch gleich zum Kauf einer neuen Lok "Paul" und einer kompletten Personenzuggarnitur führte. Die beiden Trambahnähnlichen Wagen und der zugehörige Packwagen die 1926 von Stilkenboom gebaut wurden waren die letzten fabrikneuen Wagen die an die Inselbahn geliefert wurden, alle weiteren Wagen und Triebwagen wurden gebraucht gekauft. Gegen Mitte der dreißiger Jahre war die Zeit der Benzinlokomotiven zu Ende. Die 1925 angeschaffte Lok "Paul" wurde 1935 auf Dieselmotor umgebaut. Im gleichen Jahr beschaffte man bei Humboldt-Deutz eine weitere 75 PS starke Lok mit dem Namen "Carl". Die drei kleinen Benzinloks standen noch bis 1939 auf Reserve wurden dann aber verkauft. Nur bei der ersten Lok "Ricklef", deren Fahrgestell heute noch auf der Insel Langeoog als Unkrautvertilgungswagen vorhanden ist, läst sich der Verkauf an den Fliegerhorst List auf Sylt belegen. Einer der wichtigsten Tage in der Geschichte der Inselbahn war der 28.04.1936. Nach einjähriger Bauzeit wurde der neue Inselbahnhof eingeweiht. Der harmonisch dem Inselbild angepasste eingeschossigen Backsteinbau löste das 1921 aus einer Militärbaracke entstandene hölzerne Gebäude ab. Eine weitere Erneuerung erfuhr der Personenwagenbestand im Jahr 1938 durch die Anschaffung von acht vierachsigen Personenwagen von der Karlsruher Lokalbahn. Die Pferdebahnwagen aus der Anfangszeit konnten nun abgestellt werden. Mitten in diesen Aufschwung brach der 2. Weltkrieg aus. Innerhalb von 24 Stunden mussten die meisten Feriengäste die Insel, die wie alle anderen Inseln zum Sperrgebiet erklärt wurden, verlassen. Durch die schwache Militarisierung Juists, ähnlich wie im ersten Weltkrieg, wurde die Insel und die Bahn bis auf vereinzelte Bombentreffer von den Wirren des Kriegs verschont. Die Katastrophe ereignete sich für Juist erst nach dem Krieg. In der schlechten Zeit war die Versorgungslage durch über 1.000 Ostflüchtlinge auf der Insel sehr schwierig. Bei einer schweren Sturmflut am 17.03.1947 zerstörten Eisschollen den Anleger und die Pfahljochstrecke. Jetzt mussten Personen und Güter wieder ausgebootet und mit Wattwagen zur Insel gebracht werden. Bis August 1947 wurde ein provisorischer Anleger in der Hauptsache aus einer ausgedienten Schutte bestehend in Betrieb genommen. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Zeit gelang es der Bahn aus diesem Provisorium einen festen Anleger mit Stahlspundbohlen und Betonverfüllung zu errichten. Mit der neuen D-Mark kam auch der Reiseverkehr wieder in Schwung. Im Jahr 1950 hatte bereits 70.327 Feriengäste. Die beiden Loks "Paul" und "Carl" konnten den Verkehr nicht mehr bewältigen. Bei der Stammlokfabrik Deutz, der Inselbahn, wurde die 1952 gelieferte, 118 PS starke, Lok "Heinrich" bestellt. Bis zum Eintreffen der Triebwagen im Jahr 1958 blieb sie die stärkste Lok auf der Insel und wurde hauptsächlich vor den Personenzügen eingesetzt. 1954 erwarb die Bahn dann noch einmal zwei Personenwagen von der Ruhr-Lippe Eisenbahn. Für die Wirtschaftswunderzeit war die Bahn nun gut gerüstet, stiegen die Fahrgastzahlen doch von 70.327 im Jahr 1950 auf 147.768 im Jahr 1959 um mehr als das doppelte an. Mit den drei Loks und zehn Personenwagen traten jetzt vor allen dingen Engpässe im Güterverkehr durch die steigende Bautätigkeit auf der Insel ein.

Eine letzte Veränderung und Modernisierung der Inselbahn erfuhr sie durch die schrittweise Umstellung auf Triebwagen. Am 14.11.1958 traf aus Eckernförde der erste Talbot Triebwagen, vom Typ "Schleswig" und 110 PS Leistung, auf Juist ein. Bereits ein Jahr später folgte der T2 aus Euskirchen. Mit 145 PS war der Typ "Eifel" etwas stärker motorisiert, welches für Juist aber nicht unbedingt erforderlich war. Die Eisenbahner auf Juist waren von der pflegeleichten grauen Farbgebung so begeistert das alle weiteren Fahrzeuge und Umbauten in RAL 7000 lackiert wurden. In mancher Beziehung war die nur 3 km lange Inselbahn der DB weit voraus mit Triebköpfen an jedem Ende des Zuges konnte der Betrieb stark rationalisiert werden und den Reisenden wurde durch den niveaugleichen Einstieg durch den Bau höherer Bahnsteige stark erleichtert ----- und doch hat sie nicht überlebt!

Als weitere Triebwagen kamen 1960 der T3 von der Geilenkirchener Kreisbahn sowie 1961 der T4 von der KAE nach Juist.

Das weitere Modernisierungsprogramm sah den Umbau von fünf der Karlsruher Vierachser vor. Da die Industrie keine Serienlieferung von Triebwagenanhängern anbot und Einzelanfertigungen zu teuer waren entschloss man sich eben zum Eigenbau. Zwischen 1962 und 1968 wurden die fünf Personenwagen auf der Frisia Werkstatt in Norderney zu Triebwagenbeigen im Stil der Zeit umgebaut. Die drei anderen Karlsruher Wagen wurden dann außer Dienstgestellt. Der Wagen 18 wurde zum DEV verkauft während die anderen verschrottet wurden. Der Güterverkehr wurde auf Rollcontainer umgestellt. Für die Beförderung auf der Bahn wurden gebrauchte Fahrzeuge auf dem Festland gekauft und zu Flachwagen umgebaut. Aus Herford traf 1966 eine gebrauchte Diesellok auf der Insel ein. Auf den Namen "Carl II" getauft übernahm sie die Dienste von "Paul" (1925) und "Carl" (1935). 1970 wurde "Heinrich" nach Wangerooge abgegeben und durch "Heinrich II", eine mit "Carl II" fast baugleiche Lok von der Insel Sylt gekauft. Ebenfalls von der Sylter Inselbahn kam 1971 zwei weitere Talbot Triebwagen nach Juist. Einer von nach einem gründlichen Umbau wieder in Dienst gestellt, der andere wurde wegen seiner großen Schäden zum Beiwagen umgebaut.

Bis zur Einstellung des Betriebes im Jahr 1982 änderte sich nichts mehr am Fahrzeugbestand der Bahn. Nach und nach verließen die Fahrzeuge die Insel um als Museumsfahrzeuge beim DEV oder in Plettenberg ihre zweite Karriere zu beginnen oder in den Frisia Werkstätten auf Norderney verschrottet zu werden. Als einzige Lok blieb der "Carl" auf der Insel um irgendwann einmal als Denkmal aufgestellt zu werden.


Inselbahn Langeoog
Eröffnung:02. Juli 1901 als Pferdebahn
1937 Umstellung auf
Dieselbetrieb
Streckenlänge:3,6 km
Spurweite:1000 mm

Triebfahrzeuge :
Kö 1 (I)  Klöckner-Humboldt-Deutz, Bj. 1937, 28 PS, die Lok wurde bei der Verdieselung der Inselbahn im Jahre 1937 geliefert. 1956 wurde die Lok beim Kauf der Kö 1 (II) bei Schöma in Zahlung gegeben.
Kö 1 (II)  Schöma, Bj. 1956, 120 PS, 1956 fabrikneu nach Langeoog geliefert. Letzte HU 20.09.95 Lok weiter auf Langeoog in Betrieb.
Kö 2  Klöckner-Humboldt-Deutz, Bj. 1937, 50 PS, die Lok wurde zur Verdieselung neu geliefert und stand bis 1983 in Betrieb. 1987 wurde die Lok in alter Farbgebung als Denkmal am Bahnhof aufgestellt.
Kö 3  Schöma, Bj. 1948, 90 PS, die Lok wurde 1949 fabrikneu zur Insel geliefert. Bei einer Grundüberholung 1967 wurde ein neuer Motor eingebaut. 1989 verkauft zur Achenseebahn in Österreich.
Kö 4  Schöma, Typ CFL 80 DB, Bj. 1965, 80 PS, als Ersatz für Lok 2 und 4 im Personenverkehr fabrikneu nach Spiekeroog, 1981 als Kö4 nach Langeoog, 1999 HU mit Umbau in Diepholz, im Einsatz
VT 1  Talbot, Typ "Eifel 2”, Bj. 1955, 2 x 145 PS, der Triebwagen wurde 1955 zur KAE geliefert, nach Einstellung des Personenverkehrs in Lüdenscheid gelangte der Triebwagen 1961 zur Inselbahn Langeoog. 1995 Verkauf an die HSB und dort seit 1996 als 187 011-2 im Einsatz.
VT 2  Talbot, Typ "Eifel”, Bj. 1950, 126 PS, der Triebwagen wurde 1950 an die Euskirchener Kreisbahn geliefert. 1955 verkauft an die Ruhr-Lippe-Eisenbahn und auf der Strecke Hamm-Rhynern bis 1966 eingesetzt. 1966 verkauft an die Langeooger Inselbahn. Ab 1995 als Reservefahrzeug bis 1999. Verbleib?
VT 3  H. Fuchs Heidelberg, Bj. 1955, 2 x 180 PS, der Triebwagen wurde 1955 für die Strecke Zell-Todtnau gebaut und bis 1968 dort eingesetzt. Danach wurde er zur WEG verkauft und auf der Strecke Amstetten-Laichingen als T 35 eingesetzt. 1969 Umbau mit Modernisierung einer Vorderfront. 1976 nach einem weiteren Umbau bei der Bremer Waggonfabrik nach Langeoog verkauft. 1995 Verkauf an die HSB und seit 1996 als 187 012 im Einsatz.
VT 4  Talbot, Typ "Eifel II", Bj. 1955, 2x 145 PS, 1955 an KAE, 1961 nach Juist, 1981 nach Langeoog, 1995 an Harzer Schmalspurbahn (Umbau), seit 1996 als 187 013-8 im Einsatz.
Lok 1-5  Schöma, Typ CFL-250DCL, Bj. 1994/1995, 277 PS, die Lokomotiven 1 bis 2 wurden 1994 auf die Insel geliefert. Die Lokomotiven 3 bis 5 wurden 1995 auf die Insel geliefert. Mit den neuen Wagen ersetzten sie die beiden Triebwagenzüge.
Kurzgeschichte:
       
Die Langeooger Inselbahn wurde am 02. Juli 1901 als Pferdebahn feierlich eröffnet. Mit ihren 3,6 km Streckenlänge verband sie nun das Dorf Langeoog mit dem neuen Anleger für die Dampfschiffe. Das lästige Umsteigen in die hohen Wattwagen gehörte somit der Vergangenheit an. Bei schlechtem Wetter war dies bei der damaligen Mode mit Sicherheit keine angenehme Sache. Die weit in das Watt gebaute hölzerne Landungsbrücke wurde immer wieder durch Sturmfluten beschädigt. Damit die Brücke nicht nach jedem Winter neu gebaut werden mußte, wurden die Holzbohlen im Herbst abgebaut und auf der Insel gelagert. Somit wurde im Winter direkt vom Schiff in den Wattwagen umgestiegen.

ImHerbst 1936 wurde die 300 Meter lange Landungsbrücke so stark beschädigt, daß die Gemeinde Langeoog beim Land, genauso wie schon einmal 1925 geschehen, finanzielle Mittel für den Bau eines neuen Anlegers und einer Motor-Inselbahn beantragte. Durch den wichtigen militärischen Wert Langeoogs in dieser nicht gerade rühmlichen Zeit wurde dem Antrag stattgegeben und die finanziellen Mittel für den Bau eines neuen Anlegers, die Beschaffung neuer Fahrzeuge und den Bau eines Bahnhofs mit Abstellanlagen bewilligt.

Am 2. Juli 1937 brach für die Inselbahn eine neue Ära an, nach gut 36 Betriebsjahren fand die letzte Fahrt der 2 PS-Pferdebahn statt. Gleichzeitig fuhr der neue Dieselzug, bestehend aus einer 40 PS KHD-Lok sowie gebrauchter vierachsiger Personenwagen von der Steinhuder-Meer-Bahn. Eine 24 PS KHD-Lok wurde als Reservemaschine vorgehalten. Im Ort befand sich jetzt ein großzügig gestaltetes Bahnhofsareal mit neuem Bahnhofsgebäude, Lokschuppen und einer kleinen Wagenhalle.

Während der Kriegszeit kam der Bäderverkehr total zum Erliegen. Langeoog wurde Seefestung mit Flugplatz und somit zum Sperrgebiet. Trotzdem mußte die kleine Inselbahn in dieser Zeit enorme Frachten für die vielen militärischen Zwecke befördern. Eine dringend benötigte stärkere Lokomotive wurde der Inselbahn wegen der angespannten Rohstofflage nicht genehmigt. Statt dessen mußte die Bahn einen geschlossenen und zwei offene Wagen für den Osteinsatz abgeben. Bis auf einige Bombentreffer, die das Streckengleis zum Hafen immer wieder einmal unterbrachen, erlitt die kleine Bahn keine größeren Kriegsschäden.

Bei Kriegsende waren zwei Lokomotiven, drei Personenwagen und elf Güterwagen auf der Insel vorhanden. Der rasch steigende Tourismusverkehr der frühen fünfziger Jahre erforderte erst einmal umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten am Dorfbahnhof. 1950 konnte der Wagenpark durch Personenwagen der bekannten Firma Weyer von der Mindener Kreisbahn erweitert werden. Noch einmal zwei vierachsige Personenwagen des gleichen Herstellers konnten 1959 von der Steinhuder-Meer-Bahn dazu gekauft werden. Von der Mindener Kreisbahn, der Steinhuder-Meer-Bahn und der Eckernförder Kreisbahn wurden für den Frachtverkehr die verschiedensten Güterwagen erworben und für den Verkehr auf der Insel umgebaut oder als Ersatzteilspender benutzt.

Mit dem Ankauf eines 1955 von der Firma Talbot für die Kreis-Altenaer Eisenbahn gebauten Triebwagens und zwei Beiwagen begann 1961 eine umfangreiche Modernisierung des Fahrzeugparks. Im folgenden Jahr kaufte die Inselbahn den als VT 2 bezeichneten vierachsigen Talbot-Triebwagen von der Ruhr-Lippe-Eisenbahn. Ursprünglich war dieser 126 PS starke Triebwagen für die Euskirchener Kreisbahn gebaut worden. Somit konnte ab Mitte der sechziger Jahre ein kompletter Wendezug auf der Insel eingesetzt werden. Die Weyer-Personenwagen von der Steinhuder-Meer-Bahn wurden somit nur noch als Verstärkungszug für die Sommermonate vorgehalten. 1968 wurde der Personenwagen 1 an den Deutschen Eisenbahn-Verein verkauft. Leider wurde der Wagen hier nicht aufgearbeitet und schließlich in den siebziger Jahren verschrottet. Einige weitere nicht mehr benötigte Personenwagen wurden zu Flachwagen für den Güterverkehr umgebaut, um damit ältere zweiachsige Wagen zu ersetzten.

Durch die stark steigenden Fahrgastzahlen in den siebziger Jahren wurden weitere moderne Fahrzeuge bei noch existierenden Schmalspurbahnen auf dem Festland gesucht. Von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft machte sich der bisher größte und stärkste Triebwagen und ein Doppelbeiwagen auf den Weg in Richtung Nordsee. Bei der Bremer Waggonbau wurde der 1955 ursprünglich für die Strecke Zell Todtnau gebaute Fuchstriebwagen für den neuen Einsatz umgebaut. Hier erhielt er auch wieder seine zweite Antriebsmaschine. Mit 2 x 210 PS ist der heute bei der HSB im Einsatz befindliche Triebwagen ein wahres "Kraftpaket".

Als letzter Triebwagen wurde nach der Stillegung der Juister Inselbahn der dortige ex-KAE Talbot Triebwagen gekauft. Von 1955 bis 1962 wurde er auf den Strecke Lüdenscheid - Altena eingesetzt. Nach der Aufgabe des Personenverkehrs bei der KAE verkaufte diese den Triebwagen an die Insel Juist. Der Bau eines ortsnahen Hafens machte ihn schließlich 1982 überflüssig. Mit dem Frachter Pionier wurde der Triebwagen am 12.05.1982 auf die Wattenmeerreise zu seinem neuen Einsatzgebiet geschickt. Nach fast dreijähriger Aufarbeitung nahm er 1985 bei der Langeooger Inselbahn den regelmäßigen Verkehr mit einem zweiten Wendezug auf. Somit wurden die letzten drei auf der Insel verbliebenen Steinhuder-Meer-Bahn-Personenwagen in den absoluten Reserve-Park verdrängt. Bis auf den VT 2 wurden alle Triebwagen 1996 an die HSB verkauft, dort sind die liebevoll als "Fischstäbchen" bezeichneten Triebwagen mit mehr oder weniger guten Erfolg im Einsatz. 1999 sollen sie durch Neubauten ersetzt werden. Können dann die ehemaligen KAE Triebwagen nach einer langen Reise durch Norddeutschland wieder den Weg ins Sauerland zur MME finden?

Heute sind auf der kleinen Bahn die 1994 bis 1995 bei der Firma Schöma unter den Fabriknummern 5344 bis 5348 gebauten Diesellokomotiven im Einsatz. Alle Loks und Wagen sind mit einem 13 Poligen UIC Kabel ausgerüstet. Im Betrieb können die mit jeweils an einem Zugende mit einer Lokomotive ausgestatteten Wendezüge von einem Lokführer gesteuert werden. Die eingesetzten Personenwagen wurden nach den Vorbildern von der Steinhuder-Meer-Bahn mit modernen und witterungsbeständigen Materialien bei der Bremer Waggonbau Fabrik hergestellt.

Im Güterverkehr ist meistens die von der Spiekeooger Inselbahn stammende zweiachsige Schöma Diesellok aus dem Jahre 1965 im Einsatz. Als Reservelok dient eine 1956 ebenfalls bei Schöma gebaute Diesellok.

Wünschen wir der kleinen Inselbahn, daß sie noch viele Jahre mit ihren bunten Wagen die Verbindung zwischen dem Anleger und dem Dorf Langeoog herstellt.


Inselbahn Spiekeroog
Eröffnung: 09.07.1885 als Pferdebahn – bis zum 31.05.1949, letzte Pferdebahnstrecke Deutschlands.
Ab 01.06.1949 bis zum 30.05.1981 als Inselbahn mit Dieseltriebfahrzeugen,
danach als Museumspferdebahn betrieben
Streckenlänge:1,6 km vom Ort zum Weststrand
Spurweite:1000 mm

Triebfahrzeuge:
Triebwagen 1  Draisinenbau Hamburg, 55 PS, Bj. 1935 für Militärbahn Wangerooge, danach ab 1949 auf Spiekeroog, ab 1963 nur noch Reserve, 1972 verschrottet
Diesellok 2 Deutz, Typ OMZ 122, 36 PS, ab 1940 für Militärbahn Wangerooge, 1947 nicht betriebsfähig nach Spiekeroog, Eröffnungszug am 01.06.49 mit Wagen 11 u. 13, Einsatz bis 1957, dann Reserve bis 1969, dann DEV, seit 2000 Denkmal in Harle
Diesellok 4  Schöma, CFL 40 DR, 80 PS, Bj. 1957, fabrikneu nach Spiekeroog, bis zum Eintreffen der Lok 6 1965 trägt sie die Hauptlast des Verkehrs, danach für Frachtzüge, nach Streckenabbau auf der Insel bis 2000, dann DEV
Triebwagen 5  Wismar, 126 PS, Bj. 1933, für Kreisbahn Emden-Pewsum-Greetsiel, seit 1963 auf Spiekeroog mit rotem Zug im Einsatz, 1981 an DB Wangerooge als 699 001, 1993 RAW Wittenberge, 1996 DEV
Diesellok 6  Schöma, Typ CFL 80 DB, 80 PS, Bj. 1965, als Ersatz für Lok 2 und 4 im Personenverkehr fabrikneu nach Spiekeroog, 1981 als Kö4 nach Langeoog, 1999 HU mit Umbau in Diepholz, im Einsatz

Kurzgeschichte:
       
Am 09.07.1885 wurde die Pferdebahn Spiekeroog feierlich eröffnet. Die erste 1,6 km Strecke führte aus der Ortsmitte zum damaligen im Westen der Insel liegenden Badestrand. Eine Fahrt zum sogenannten Herrenstrand kostet hin und zurück 10 Pfennige. Schnell erkannte man das man mit dieser Bahn auch die Feriengäste von und zum Schiff befördern könnte um das lästige und gefährliche Umsteigen vom Schiff auf den Wattwagen abzuschaffen. Hier kam der Gemeinde am 05.10.1890 ein schwerer Sturm zur Hilfe. Durch die Strandung der Bark "Neptun" wurden reichlich Holzbohlen als Strandgut angeschwemmt, der auf dem Schiff verbliebene Rest wurde von der Gemeinde aufgekauft und zum Bau eines ersten Anlegers verwendet. Die Gleise lagen zu dieser Zeit noch auf dem Wattboden, denn Pferde können schlecht auf Holzbohlen balancieren. Hierzu wurde der Wagen 1 mit neuen höheren Radsätzen versehen um nicht im Wasser zu versinken. Nach 1892 wurde höchst wahrscheinlich von der Firma Stilkenboom in Norden ein geschlossener und ein offener Pferdewagen angeschafft. 1908 wurde bei Günsels Hotel der erste Bahnhof gebaut. Von der Wirren des ersten Weltkrieges wurde die Insel wegen ihrer schlechten Erreichbarkeit verschont. 1928 wurden von der Stadt Werder an der Havel drei gebrauchte Pferdewagen ersteigert die für den Einsatz auf der Insel geringfügig umgebaut wurden. Ein weiterer Wagen kam noch von der Pferdebahn Stadthagen. Einige dieser Pferdebahnwagen wurden später noch für den Betrieb bei der Motorbahn umgebaut. Jedoch bemängelte die Bahnaufsicht des öfteren den kurzen Achsstand der Wagen 11, 12 und 13. Alle anderen wurden 1949 ausgemustert. 1931 wurde der regelmäßige Verkehr zum ehemaligen Herrenbad eingestellt, da der Strand sich mehr zur Ortsmitte verlagert hatte. Ende der 30er Jahre wurde der Bahnhof um eine neue Wagenremise erweitert. Ebenfalls wurde mit steigender Militarisierung in den dreißiger Jahren ein Flugplatz erreichtet, der einen eigenen Haltepunkt erhielt. Somit hatte Spiekeroog den einzigen Flugplatz in Deutschland mit Pferdebahnanschluss. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges standen auf den anderen Inseln genügend nicht mehr benötigte Militärbahnen zur Verfügung um den Pferdebahnbetrieb abzulösen. Somit führte am 31.05.1949 der 81 jährige Fuhrmann Johann Eimen die letzte Pferdebahnfahrt zum Anleger durch. Nach 62 Jahren stellte die letzte Pferdebahn in Deutschland ihren Betrieb ein.

Mit dem 01.06.1949 begann für die Inselbahn eine neue Epoche. Nach dem Bau eines neuen Anlegers, der jetzt weiter im Watt lag und über Pfahljochstrecke erreicht wurde, konnte mit der Diesellok zwei und mit den ehemaligen Pferdebahnwagen 11-13 der Betrieb eröffnet werden. War man früher hauptsächlich mit der Fütterung der Pferde und der Pflege der Fahrzeuge auf sich alleine gestellt musste nun der Kurdirektor als oberster Betriebsleiter die Bahnpersonale, der jetzt nichtbundeseigenen Eisenbahnen mit den Dienstvorschriften der verschiedenen Bahnaufsichtsbehörden vertraut machen und auf dessen Einhaltung achten. 1950 konnte nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Draisine mit 24 Plätzen von Wangerooger Militärbahn in Betrieb genommen werden. 1952 erwarb man von der Kleinbahn Leer-Aurich-Wittmund sieben Güterwagen und zwei kleine Personenwagen, die sofort in den Dienst der Inselbahn gestellt wurden. 1957 beschaffte man die Lok 4 von Schöma, da die Diesellok 2 und die Personendraisine 1 hoffnungslos überlastet waren. Des weiteren wurde 1958 der Bahnhof aus der Ortsmitte an seine heutige Stelle verlegt. Ein stattliches Empfangsgebäude mit angebautem Güterschuppen begrüßte nun die Feriengäste. Anfang der sechziger Jahre wurde eine neue Werkstatt und Fahrzeughalle, sowie ein neuer Anlegsteg samt Strecke gebaut, weil diese durch die Februarflut von 1962 stark in Mitleidenschaft gezogen waren. 1963 wurde mit einem kleinen Volksfest das Eintreffen des Wismarer Triebwagens von Greetsiel sowie dreier Personenwagen von Hoya gefeiert, die zusammen den sogenannten "roten Zug" bildeten. Von Altena kamen einige Güterwagen sowie ein Kesselwagen für den Heizöltransport der bei der Firma Esso eingestellt wurde. Somit hatte Spiekeroog endlich eine richtige Eisenbahn. 1965 kam die neue Lok 6 von Schöma die ab 1971 mit zwei ehemaligen MEG-Wagen von der strecke Zell-Todtnau den "grünen Zug" bildete. Mitte der siebziger Jahre mehrten sich dann die Stimmen, daß die Inselbahn aufgrund des Alters der Fahrzeuge und des schlechten Zustands der Strecke und der Pfahljochstrecke diese durch einen ortsnahen Hafen zu ersetzen ist oder die Bahn komplett zu modernisieren ist. Leider entschied man sich für den Bau des Hafens. Somit wurde am 30 Mai 1981 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die alte Bahn verabschiedet und der neue Hafen eingeweiht. Noch im gleichen Jahr wurde die alte Pferdebahn bis zum ehemaligen Herrenbad als Museumsbahn wieder in Betrieb genommen. Bis zum Jahr 2000 blieb Lok4 sowie ein Personen- und Güterwagen am Bahnhof als Denkmal erhalten.


Inselbahn Wangerooge
Eröffnung:
  • Baubeginn 1890 mit dem "Ammansche Baugleis"
  • 1895 bis 1898 führte ein weiteres Materialgleis in die nördlichen Dünen zum Bau der Reichsmauer
  • Personenverkehr: 03. Juli 1897 als Inselbahn mit Dampflok
Streckenlänge:
  • 3,52 km bis zum ehemaligen Sommeranleger im Westen
  • 5,43 km bis zum Ostanleger 30.06.1904 bis 1958, danach abgebaut
Spurweite:
  • 1890  750 mm Feldbahn zum Küstenschutz
  • ab 1895  900 mm Feldbahn zum Küstenschutz
  • ab 1897 1000 mm


Triebfahrzeuge :
Feldbahnlok "Zoppot" Waggonfabrik Güstrow, 60 PS, Bj. 1895 zum Bau der Reismauer
Fabr.-Nr. 726: 1897 sollte die Lok auf Meterspur umgebaut und an die GOE verkauft werden. Auf der Überführung nach Wilhelmshaven rutschte sie am 28.01.1898 vom Prahm W4 und versank in der "Blauen Balje".
Dampflok 1  Märkische Lokfabrik, 30 km/h, Bj. 1895, zweiachsige Naßdampftenderlok 1920 wurde die Lok ausgemustert und der Verschrottung zugeführt.
Dampflok 2  Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn, Bj. 1898, zweiachsige Naßdampftenderlok Die Lok wurde 1904 in den Dienst gestellt und 1920 ausgemustert, danach der Verschrottung zugeführt.
Dampflok 3 (99 021)  Lokfabrik Freudenstein & Co., Bj. 1904 Die Lok wurde 1910 in den Dienst gestellt und 1942 ausgemustert, danach musste sie als "Petersendung" an die Ostfront mit Zielbahnhof Ochotschewska (Ukraine), vorher wurde sie im Raw Bremen gründlich überholt. Der Verbleib ist nicht bekannt.
Dampflok 4 (99 022)  Lokfabrik Hanomag, 70 PS, Bj. 1910, zweiachsige Naßdampftenderlok Die Lok wurde 1910 in den Dienst gestellt und 1942 ausgemustert, danach mußte sie mit 99 021 zusammen an die Ostfront. Der Verbleib ist nicht bekannt.
Dampflok 5 (99 023) Lokfabrik Hanomag, 70 PS, Bj. 1913 Die Lok wurde 1913 in den Dienst gestellt und 1958 ausgemustert, danach der Verschrottung zugeführt.
Dampflok (99 211)  Lokfabrik Henschel, 140 PS, Bj. 1929 Die Lok wurde 1929 in den Dienst gestellt, 1953 erhielt sie bei Ihrer letzen Untersuchung im Aw Bremen einen Turbogenerator zur elektrischen Beleuchtung. Am 01.07.57 wurde sie letztmalig eingesetzt und kurzzeitig als Reservelok vorgehalten und 1967 endgültig ausgemustert, seit 1968 Denkmal am alten Leuchtturm aus der Insel Wangerooge.
Dampflok (99 081)  Lokfabrik Krauss, 215 PS, Bj. 1888, pfälzische Kastendampflok von der Strecke Ludwigshafen – Dannstedt Die Lok war von 1939 bis 1945 auf Wangerooge im Dienst, danach wurde sie im Schadbestand geführt und am 13.08.1952 ausgemustert und der Verschrottung zugeführt. Auf Wangerooge hatte die Lok den spöttischen Spitznamen "Treibhaus" und war beim Personal sehr unbeliebt!
Dampflok (99 271)  Lokfabrik Jung, Bj. 1918 Die Lok wurde 1944 in den Dienst gestellt und 1952 ausgemustert, danach der Verschrottung zugeführt.
Dampflok (99 281)  Lokfabrik Weidknecht, 80 PS, Bj. 1910, dreiachsige Nassdampflok Die Lok wurde 1944 in den Dienst gestellt, aber es ist fraglich, ob sie überhaupt zum Einsatz gekommen ist. Sie und wurde 1949 ausgemustert, dem Aw Aalen zur Aufarbeitung zugeführt und kam 1952 zur Walhallabahn nach Regensburg und wurde 1955 ausgemustert.
Dampflok (99 291)  Lokfabrik O & K, 100 PS, Bj. 1911 Die Lok wurde 1944 in den Dienst gestellt und 1944 ausgemustert, danach kam sie 1945 zur Walhallabahn und im September 1952 zur Nebenbahn Mosbach-Muldau, wo sie am 22.11.1955 ausgemustert und verschrottet wurde.
Dampflok 3863  Lokfabrik Maffei, Bj. 1913 Diese eigentlich in Frankreich eingesetzte Lok verschlug es durch die Organisation "Todt" 1944 nach Wangerooge, 1945 wurde sie nicht in den Reichsbahnbestand übernommen und ausgemustert, danach ging sie 1948 an die Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf, wo sie bis Februar 1954 als Lok 30 lief, bis September 1954 war sie an die Kalkwerke Osterwald/Elze vermietet dort wurde sie 1955 verschrottet.
Diesellok 399 101  Gemeinder, 139 PS, Bj. 1952, Lok wurde 1952 als V11 901 als Weiterentwicklung des Heeresfeldbahntyps HF 130C fabrikneu nach Wangerooge geliefert, später Köf 99 501, ab 1968 329 501-1 sowie ab 1992 als 399 101-5. Nach einem Motorschaden wurde die Lok 1998 abgestellt.
Diesellok 399 102 
und 399 103 
Gemeinder, 139 PS, Bj. 1957, die Loks wurden 1957 als V11 902 und 903 als Weiterentwicklung des Heeresfeldbahntyps HF 130C fabrikneu nach Wangerooge geliefert, von der V11 901 unterschieden sie sich nur durch ein größeres Führerhaus und abgerundete Motorvorbauten. 1968 wurden die Maschinen in 329 502-9 und 503-7 umgezeichnet. Durch die Zusammenlegung mit der DR erhielten die Loks die Nummern 399 102-3 und 103-1. 399 102 wurde 1998 wegen abgefahrener Radreifen abgestellt, während 399 103 bis zur Beschaffung der neuen Schöma-Lokomotiven im Jahr 1999 durchhielt.
Diesellok 399 104  KHD, Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor, Bj. 1952, 118 PS, von 1952 bis 1971 bei der Inselbahn Juist im Einsatz, ab 1971 als Kö 329 504-5 auf Wangerooge im Einsatz. Ihren alten Juister Namen "Heinrich" hat die Lok auch auf Wangerooge immer klein unter Loknummer getragen.
Diesellok 399 105 
und 399 106 
Lokfabrik "23. August" Bukarest, 180 PS, Bj. 1990, mit einen in Lizenz gebauten MAN D2156 HMN 8 Dieselmotor. Ursprünglich wurden die Loks für die August-Bebel-Kupferhütte in Helbra gebaut wo sie jedoch nicht mehr benötigt wurden. Die Umrüstung für die Insel Wangerooge erfolgte im RAW Chemnitz, allerdings nicht ganz problemlos. Neu für Wangerooge war der Einbau einer Druckluft-Zusatzbremse. Seit Juli stand dann 399 105 und ab Januar 1994 399 106 dem Betrieb zur Verfügung.
Diesellok 399 107  Schöma, 136 PS, Bj. 1999, Typ CFL-150 DCL, 1998 wurden wie schon bei der Insel Borkum und Langeoog bei der Firma Schöma neue Lokomotiven für die Inselbahn bestellt. Bis auf eine andere Anordnung der Vorbauten unterscheiden sie die neuen Loks kaum von den bereits bewährten Loks auf Borkum und Langeoog. Neu für Wangerooge ist der Antrieb über Gelenkwellen und nicht über Kuppelstangen. Seit 1999 sind beide Loks auf der Insel im Einsatz.
Triebwagen 699 001  Wismar, 126 PS, Bj. 1933, für Kreisbahn Emden-Pewsum-Greetsiel, von 1963 bis 1981 auf Spiekeroog mit rotem Zug im Einsatz, von 1981 bis 1993 als einziger DB Schmalspurtriebwagen auf Wangerooge im Einsatz, 699 001, 1993 RAW Wittenberge, 1996 DEV

Kurzgeschichte:
       
Die beiden Materialbahnen, die zu einem umfangreichen Bauvorhaben innerhalb des Küstenschutzprogramms von 1874 gehörten, mit den Spurweiten von 750 und 900 mm können durchaus als Vorläufer der Inselbahn gesehen werden. Warum keine dieser Spurweiten für den Bau der Inselbahn verwendet wurde ist unklar. Im Juli 1895 wurde zum wiederholten Mal der dringende Wunsch nach einer Landungsbrücke mit Gleisverbindung zum Dorf nach Oldenburg gesandt. Im folgenden Jahr wurde die Regierung in Oldenburg noch einmal von einer Badekommission auf die schlechten Reisebedingungen zum Nordseebad Wangerooge aufmerksam gemacht. Nun kam endlich Bewegung in das Projekt Inselbahn, im März 1897 wurden vom Staatsministerium 100.000 Mark für den Bau einer Pferdebahn bewilligt. Am 03.07.1897 konnte dann nach nur dreimonatiger Bauzeit der neue Anleger und die Inselbahn in Betrieb genommen werden. Währende der Bauzeit hatte man sich seitens der G.O.E, des Landes und der Gemeinde vom Pferdebahnbetrieb abgewandt und sich für den Betrieb einer Dampfeisenbahn entschieden. Eigentlich sollte die 900 mm Baudampflok "Zoppot" auch noch auf der Inselbahn zum Einsatz kommen, doch beim Transport zur Umspurung auf dem Festland versank sie bei einem Sturm mit der Prahm W4 in der Blauen Balje. Um den Betrieb pünktlich zur Sommersaison aufnehmen zu können benötige man noch eine Lokomotive. Fündig wurde man bei der "Märkischen Lokomotivfabrik" in Berlin Schlachtensee, später O&K. Diese hatte 1895 einen kleinen B-Kuppler für eine Gewerbeausstellung gebaut. Mit ihr und einem zweiachsigen Sommer- bzw. Abteilwagen wurde der Betrieb aufgenommen. Die steigenden Beförderungszahlen veranlassten die G.O.E im Jahr 1900 zu einen weiteren Gelegenheitskauf einen 1898 von der Maschinenfabrik Heilbronn gebauten B-Kupplers und weiterer Wagen. Zu diesem Zeitpunkt wurde zwischen der G.O.E und der Reichsmarine ein Vertrag für die Mitbenutzung der Inselbahngleise geschlossen, der im zweiten Weltkrieg noch fatale Folgen für die Bahn haben sollte. Jetzt brachte er aber erst einmal Zuschüsse für den weiteren Ausbau der Bahn. Wenige Monate nach Zustandekommen des Vertrages beantragte die Marine eine Anschlussgleis zu ihren Baustellen im Westen der Insel. 1901 wurde dieses Gleis mit dem Haltepunkt Saline in Betrieb genommen. Um von Wilhelmshaven oder Bremerhaven zum Westanleger zu kommen musste die Insel Seeseitig umrundet werden, da das Fahrwasser im Watt nicht tief genug war. Aufgrund dieser zeitintensiven Umrundung Wangerooges entschloss sich der Norddeutsche Lloyd im Jahre 1903 zum Bau eines neuen Anlegers im Osten der Insel. Durch die geplante Tideunabhängigkeit würde es möglich werden täglich Schnellzüge nach Berlin und Leipzig zu erreichen. Nachdem die Verhandlungen mit dem Land und der G.O:E erfolgreich abgeschlossen waren wurde am 12.04.1904 mit dem Bau der Strecke in Richtung Osten begonnen. Aufgrund des starken Verkehrsanstieg durch den planmäßigen Verkehr über die Oststrecke ab dem Sommer 1904 war der kleine Bahnhof in der Ortsmitte nicht mehr zeitgemäß. Im September 1904 begutachtete eine Kommission der G.O.E die schlechten Verhältnisse am Dorfbahnhof und entschied dessen Verlegung aus der Ortsmitte, schon aufgrund der Beschaffung neuer Personenwagen für die Sommersaison 1905. Im Frühjahr 1905 wurde dann mit dem Bau des neuen dreigleisigen Bahnhofs unterhalb des neuen Leuchtturms begonnen. Das großzügig bemessene Bahnhofsgebäude wurde ganz im oldenburgischen Stil errichtet. Bis zum Jahr 1907 wurde noch eine zweigleisige 50 Meter lange Bahnhofshalle errichtet, die gleichzeitig als Abstellanlage für die Wagen diente. In den folgenden Jahren stiegen die Fahrgastzahlen im Bäderverkehr fast um das doppelte an, welches mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges schlagartig beendet wurde. Nun hatte die Marine den größten Teil des Verkehrs übernommen und Wangerooge wurde über die sogenannte "Kanonenbrücke" mit starken Geschützen versorgt die von der Inselbahn transportiert werden mussten. Von den Anlegern im Westen blieb ab 1917 nur der Marineanleger übrig. Dieser wurde um ein zweites  Gleis erweitert und für die Anlandung weiterer schwerer Geschütze für "Graf-Spee-Batterie" noch einmal verstärkt. Nach dem Ende des Krieges lief der Bäderverkehr nur sehr spärlich an, woran sich durch die schlechte wirtschaftliche Lage Deutschlands auch in den nächsten Jahren nicht viel änderte.

Die ehemalige G.O.E ging 1923 in Deutschen Reichsbahn auf. Die bisher zuständige oldenburgische Eisenbahndirektion behielt weitgehend ihre Aufgaben und ihr Streckennetz firmierte aber nun als Reichsbahndirektion Oldenburg. Offiziell unterstanden nun alle Fahrzeuge der Inselbahn dem Bw Oldenburg Hbf und für die Strecke war die Bahnmeisterei Jever zuständig. Mitte der dreißiger Jahre wurde Wangerooge systematisch aufgerüstet. Allerdings blieb es der Marine nach wie vor verboten mit eigenen Lokomotiven die Strecken der Reichsbahn zu benutzen. Einige Unfälle mit Draisinen der Wehrmacht hatten zu dieser strickten Trennung von Reichsbahn und Marine geführt. 1934 wurde dann für stattliche Anzahl von Lokomotiven ein neues Bahnbetriebswerk neben der Wagenhalle gebaut. Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges begannen die Eisenbahner auf Wangerooge harte Zeiten. Schier unendlich schien der Transport von Kriegswichtigen Gütern und Geschützen zu den verschiedenen Stellungen zu sein. Der Gemeindeeigene Ostanleger wurde von der Marine benutzt um schneller in Wilhelmshaven zu sein. Hier rüber entbrannte ein heftiger Streit den zu dieser Zeit natürlich die Wehrmacht gewann. Loks und Wagen wurden nur noch auf Verschleiß gefahren. Als soggenannte Petersendung wurden 1942 die beliebten Loks 99 021 und 022 an die Ostfront nach Russland verschickt. Der Betrieb musste nun mit den verbliebenen Loks aufrechterhalten werden, wobei die Beuteloks kaum oder nur sehr selten wegen fehlender Ersatzteile eingesetzt werden konnten. In den letzten Kriegstagen wurde das bis dahin fast von Luftangriffen verschont gebliebenen Wangerooge Ziel eines Luft- Angriffes. Am 25. 04.1945 flogen 480 Bomber der Royal Air Force ihren letzten Großangriff gegen Deutschland wobei auch die stark befestigte Insel außer Gefecht gesetzt werden sollte. Hierbei wurde auch die Bahnhofs- und Wagenhalle so stark zerstört das nicht wieder aufgebaut wurde. West und Oststrecke waren ebenfalls durch zahlreiche Bombentreffer unterbrochen.

Nach der Kapitulation Deutschland viel Wangerooge unter die englische Besatzungsmacht. Diese verfügte das umgehend mit dem Wiederaufbau der Oststrecke begonnen werden solle um Transporte durchführen zu können. Bereits am 09.06.1945 fuhr auch wenn etwas holprig wieder ein Zug zum Ostanleger. An einen regelmäßigen Fahrgast betrieb war aber auch wegen des schadhaften Fahrzeugparks nicht zu denken. Im Herbst 1945 erfolgten Gespräche zwischen der Gemeinde und der Besatzungsmacht über die Übernahme ehemaliger Fahrzeuge der Wehrmacht. Seitens der Besatzer sah man keine Probleme der Inselbahn einen Schienkran, eine Diesellok Omz 122 und eine Motordraisine für den Wiederaufbau zu Verfügung zu stellen. Durch den Abbau der Gleisanschlüsse zu den Wehrmachtsstellungen, die bis Mitte der 50er Jahre abgeschlossen war, konnte das Gleismaterial für die Streckeninstandsetzung der West- und Oststrecke benutzt werden.

Am 07.07.1949 wurde die Bahn von der neu gegründeten Deutschen Bundesbahn der Eisenbahndirektion Münster zugeteilt. Durch eine Bestandsaufnahme des Jahres 1950 wurden viele überflüssige und defekte Güterwagen zur Verschrottung frei gegeben. Ebenfalls entschied man sich für eine ständige Schiffverbindung nach Harlesiel und den Ausbau Westanleger. Die ständigen Schwierigkeiten mit der Versandung des Ostanlegers, sowie die Zerstörungen durch Treibeis und Stürme im Winter, begünstigten diese Entscheidung. In der Sommersaison 1958 fuhren zum letzten mal Züge zum Ostanleger, der dieses Mal nicht nur durch Versandung nicht wieder aufgebaut wurde. Ein heftiger Streit über Anlegerechte zwischen den privaten Schiffartlinien und der DB trug ihr übriges dazu bei. Um den wieder stark anwachsenden Bäderverkehr in den fünfziger Jahren gerecht zu werden entschloss sich die DB zu einem Kauf von Diesellokomotiven bei der Lokfabrik Gemeinder. Als erste wurde V11 901, ein direkter Nachbau der HF 130 C, im Jahr 1952 in Dienst gestellt. 1957 folgten die verbesserten Lokomotiven V11 902 und 903 die durch ihr geräumiges Führerhaus und die damals modernen abgerundeten Motorvorbauten auffielen. Mit Eintreffen der Dieselloks konnten die beiden letzten Dampflokomotiven 99 023 und 99 211 auf Reserve abgestellt werden. Des weiteren wurden von verschieden stillgelegten Bahnen auf dem Festland Wagen übernommen um die provisorischen Güterwagenumbauten der Nachkriegszeit ablösen zu können. Im AW Limburg wurden dazu noch die alten Weyer-Abteilwagen mit neuen Wagenkästen in Ganzstahlbauweise versehen. Äußerlich glichen diese Wagen stark den 3yg Umbauwagen von den auch viele Bauteile verwendet wurden. Weitere Wagen wurden von der Strecke Nagold-Altensteig (1963) und Mosbach – Mudau (1973) übernommen. Die erst 1964 im Rahmen des Umbauprogramms im AW Karlsruhe gebauten vierachsigen Mudauer waren somit bis in 1995 die modernsten Wagen auf Wangerooge. 1971 gesellte sich als Verstärkung die ehemalige Juister Deutz Diesellok "Heinrich" in den Fahrzeugpark der Bahn, wo sie nun als 329 504-5 bezeichnet wurde.

Als Exoten führten sie in ihren Fahrzeugpark der DB ab dem 25.06.1981 ihrem einzigsten Schmalspurtriebwagen 699 001-4. Durch die Stillegung der Spiekerooger Inselbahn war der T5 nach Wangerooge verkauft worden und wurde bis zum Jahr 1993 im "Schülerverkehr" zur Jugendherberge oder als Verstärkungszug mit den drei Spiekerooger Personenwagen eingesetzt.

Bis 1990 blieb der Fahrzeugpark fast unverändert. Äußerlich änderte sich das Erscheinungsbild der Bahn durch das Anbringen von Ganzreklame an den Personenwagen Anfang der siebziger Jahre, wodurch sie dem Betrachter ein bunteres und fröhlicheres Erscheinungsbild bot. Trotz alledem war die starke Überalterung und der schlechte Zustand der Wagen durch das raue Nordseeklima nicht mehr zu übersehen. Somit entschloss sie die DB ihren Fahrzeugpark auf der Insel nach und nach zu erneuern. Den Anfang machten 1990 zwei rumänische Diesellokomotiven die eigentlich für den Einsatz bei der "August-Bebel-Hütte" im Mansfelder Land vorgesehen waren und dort durch die wende nicht mehr benötigt wurden. Der Wagenpark sollte im RAW Wittenberge noch einmal umgebaut werden, doch entschloss man sich hinsichtlich des katastrophalen Zustands der Fahrzeuge zu einem Neubau. Zwischen März und September 1992 kamen die ersten sechs immer noch als Umbauwagen bezeichnet auf die Insel. Bis Mai 1993 folgten die restlichen Acht Wagen. Ihr hundert jähriges Jubiläum feierte die Inselbahn 1997 mit dem Einsatz der Dampflok "Franzburg" auf der Inselbahn. Leider standen für diese Einsätze keine passenden Wagen mehr zur Verfügung.

Die Unterhaltung der Gemeinder Diesellokomotiven aus den Jahren 1952 und 57 wurde gegen Ende der neunziger Jahre wegen fehlender Ersatzteile immer schwieriger. Auf ihren Einsatz konnte aber nicht verzichtet werden, da die 1990 angeschafften "Rumänen" die bewährten Loks nicht ersetzen konnten. Somit entschloss man sich nach Borkum und Langeoog zur Anschaffung neuer Loks aus dem Bauprogramm der Firma Schöma in Diepholz. 1999 traf die bis jetzt letzte Generation neuer Triebfahrzeuge auf Wangerooge ein und die alten Dieselloks wurden bis auf die "Rumänen" alle abgestellt und zum Verkauf angeboten.


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