RAILHOO-Report

Polen 10/11 2001

Samstag 27.10.2001
Anreise am 27.10. über Frankfurt/O. Wie an jedem Deutsch-Polnischen Grenzübergang z.Zt. 3 Stunden Wartezeit durch gezielte Bummelei der polnischen Grenzer... Ankunft Wolsztyn ca. 01.20h, Übernachtung im BW.

Sonntag 28.10.2001
Das übliche Wolsztynprogramm: Verfolgung Ol 49."69" (ist in Wirklichkeit aber die 99) Poznan - Wolsztyn, anschließend Ol 49.7 nach Poznan. Im Bf Wolsztyn gammeln neben den eigenen Schrottloks inzwischen zahlreiche Neuzugänge: u.a. je eine Tkt 48, Pt 47, Ok 1 (!), Ty51, die meisten offenbar aus Choszczno. Scheinbar hat man dort das Loksammeln aufgegeben...
Ty3.2 stand unter Dampf, war aber allenfalls mit Rangieren beschäftigt. Bekohlt wurde nur mit dem großen Schienenkran, auch tagsüber.

Montag 29.10.2001
Nochmals Verfolgung der beiden Dampfzüge, ferner fuhr Ty3.2 mit einem Zementzug nach Powodowo. Die Strecke nach Konotop und vermutlich auch die nach Kargowa sind stillgelegt.
Da das Wetter nur suboptimal war, haben wir uns in der weiteren Gegend umgesehen:
  • Opalenica Wask.: Kein Zugbetrieb, aber alle Gleise im Bw der Schmalspurbahn waren frisch befahren. Ferner wurde an der Rollbockgrube eine Weiche aufgearbeitet. Im Gelände standen ein Packwagen und zwei grün gestrichene VT-Beiwagen herum, die wohl regelmäßig bewegt werden.
  • Czempin - Srem - Jarocin: Der "Straßenbahnabschnitt" von Czempin nach Srem ist völlig tot, liegt aber noch. Ab Srem noch regelmäßiger Güterverkehr.
  • Jarocin - Leszno: nur noch 2 PZ-Paare! Die ganze Strecke sieht noch gammeliger aus, als man das von Polen eh schon gewohnt ist. In Gostyn steht noch der Rest des kleinen Rundschuppens, die von hier abzweigenden Strecken sind aber tot.
  • BW Leszno: Der Lokschuppen sollte wohl mal umgebaut werden, aber das Vorhaben wurde Hals über Kopf aufgegeben. Im der einen Hälfte liegen keine Gleise mehr und das Dach ist auch weg, dafür steht da eine verrostende Stahlkonstruktion. Außerdem hat man doch tatsächlich die Großbekohlungsanlage abgerissen...

Dienstag 30.10.2001
Nochmals Verfolgung der beiden Dampfzüge bei schlechtem Wetter. Die Ty3 fuhr Tender voraus mit 1 Wagen als GZ nach Wloszakowice und kam Lz zurück. Toll.
In Poznan dann Weiterfahrt in die Innenstadt. Auf der östlichen Seite der Warthe kommt man auf der Hauptstraße in Richtung Lodz direkt an einem größeren Park mit See entlang, wo man eine 600mm-spurige Parkbahn aufgebaut hat. Ist zwar nur eine Parkbahn, allerdings sah das Ganze bei unserem Kurzbesuch recht attraktiv aus. Außerdem soll hier der Schweineschnauz aus Witaszyce herumfahren.
Gniezno: Die Schmalspurbahn läuft wie gehabt mit Diesel. Im Schuppen steht eine PX48 als Reserve, außerdem standen im Freigelände zwei weitere Dampfloks herum, u.a. die 1920, die ich eigentlich nur aus Sroda kannte.
Ferner steht im Schuppen eine zweite Diesellok aus Bytom. Auf die Lokschuppengleise paßt sie; hat man sie umgespurt hat oder geht man einfach davon aus, daß man mit 785mm Spurweite auch auf 750 mm fahren kann?
BW Gniezno (Normalspur) : Inzwischen komplett stillgelegt! Die Eisenbahner erklärten, das dort kein Handschlag mehr getan würde. Trotzdem standen noch zahlreiche Maschinen in den Schuppen: SP42, Electroputen, ein paar ET22 und dann noch die Dampfloks Pt 47.28, Pt 47.65 und die Wolsztyner Tki 3. Das ganze Freigelände steht voll mit Schrottloks, die in der nächsten Zeit allesamt zerlegt werden sollen. Ob das auch für die "echte" Ol49.69 zutrifft, ist unklar. Leider - wenn mich nicht alles getäuscht hat - ist auch hier die Bekohlungsanlage abgerissen worden, nur noch der Greifkran ist übriggeblieben.
Übernachtung im Sporthotel in Kruszwica, wo sich der Preis pro Nase nach Anzahl der im Raum vorhandenen Betten richtet, d.h. das Fünfbettzimmer ist für deutlich weniger Geld zu haben als das normale Doppelzimmer...Natürlich quartiert man NICHT noch zusätzliche Leute ein!

Mittwoch 31.10.2001
Der ganze Tag gehörte den Rübenbahnen der Zuckerfabrik. Im Einsatz standen die Lxd1, Lxd2 und Lyd1 vor endlosen Zügen. Der Betrieb ging vor Sonnenaufgang los und dauerte den ganzen Tag an. Die Lyd1 war u.a. mit einem Hilfszug unterwegs, dessen Gerätewagen so heftig entgleiste, daß erst einmal eine erhebliche Zwangspause entstand... alle Züge gingen zur Ladestelle in Piotrkow. Alle Zweigbahnen sind abgerissen, lediglich die PKP-Strecke ab Piotrkow liegt noch (wenn auch unbefahren).

Donnerstag 01.11.2001
DER Feiertag in Polen! Am meisten los ist auf den Friedhöfen und auf der Rübenbahn von Tuczno. So was habe ich noch nicht erlebt! Die Friedhöfe wurden regelrecht gestürmt und aufs aberwitzigste aufgerüstet. Verkehrschaos!!!! Nachts braucht man quasi eine Sonnenbrille, Friedhöfe deuten sich im dunkeln durch einen hellroten Lichtschein an...
Jetzt aber zur Rübenbahn: Höllenverkehr! Alle Züge fuhren mit Lyd2 und gekreuzt wurde praktisch bei jeder sich bietenden Ausweiche. Dazu ist man geradezu halsbrecherisch gerast. Ein gänzlich anderer Betrieb als im eher gemächlichen Kruszwica! Der Zugang zum Werk war überhaupt kein Problem, der Wächter am hinteren Bahnübergang hat uns geradezu hineingeworfen. Übrigens ist hier zum ersten mal in Polen ein Lokführer an uns herangetreten, weil er ein paar Bilder zugeschickt haben wollte! Auf ca. halber Strecke liegt in Wierzchoslawice eine zweite Zuckerfabrik, die aber keine Rüben bekommt. Vermutlich wird hier lediglich der Zucker veredelt. Rangiert wurde hier mit einer WLS 150. Sehr nett ist der dortige Bahnhof mit dem Betriebsbüro der Bahn. Von Wierzochslawice bis zur Ladestelle bei Przybranowo findet man hingegen nur sehr wenige gute Motive.
Auf dem Weg nach Süden hatten wir abends noch einen Abstecher zur ca. 5 km langen Materialseilbahn der Sodawerke in Janikowo unternommen. Wofür die Seilbahn gut ist, wird nicht unbedingt ersichtlich: Am Ausgangspunkt wird Material per Bahn angeliefert, am Ende wird Material per Bahn abgefahren (nach der Weiterverarbeitung). Theoretisch könnte man also gleich alles per Bahn durchführen, aber wir wollen besser nicht nachfragen - und einfach genießen.
Übernachtung in Slesin (direkt am ehemaligen Stadttor). Man braucht hier keine Angst vor Kreditkartenbetrug haben: Nachdem man das mal bei anderen Eisenbahnfreunden versucht hatte, werden heute keine Kreditkarten mehr angenommen. Vermutlich unfreiwillig...

Freitag 02.11.2001
Die ganze Nacht über leierte irgendein Geräuschgenerator vor sich hin und sorgte für fortgesetzten Unmut. Was aber vorteilhaft ist: das Auto kann man im Hof einschließen lassen, wo zwei Wachhunde ihren Dienst tun. Wäre nicht dieser Lärm im Zimmer, könnte man also ruhig schlafen.
Um 5h morgens hatten wir ein Problem: Alle Türen waren abgeschlossen und außer uns war niemand da. Eigentlich kein Thema, man kann ja auch durchs Fenster klettern, wäre ja gelacht... Was dann aber wirklich lästig war: Das Auto hatten wir im Hof einschließen lassen, wo diese zwei Wachhunde geradezu übereifrig ihren Pflichten nachkamen...Lösung: Auf der Rechnung stand eine Telefonnummer. Gut, wenn man ein Handy dabei hat.
Weiterfahrt nach Turek. Die Schmalspurbahn nach Opatowek ist nach wie vor in Betrieb, nur leider wegen des vorangegangenen Feiertags gerade an diesem Tag nicht - keine Wagen zu fahren! 2 Tage später sollte aber ein doppelt bespannter Zug in Richtung Opatowek starten. Die Zuckerfabrik Zbiersk wird nicht mehr per Bahn bedient.
Kluczbork: eben mal beim Vorbeifahren ins BW geschaut Der alte Rundschuppen ist stillgelegt, aber gleich gegenüber steht ein häßlicher Betonklotz.
Zdzieszowice: Eigentlich wollten wir die Odertalkokerei ( Architekten Schupp & Kremmer!!!) besichtigen, aber leider war der Generaldirektor gerade nicht da. Für Dienstag wurde uns aber ein Termin versprochen.
Kedzierzyn-Kozle: Im Bw war man von der Idee, fotografieren zu wollen leicht befremdet. Das Phänomen kennt man hier wohl noch nicht ! Letztlich aber kein Problem. Großer Rechteckschuppen mit Schiebebühne innen, zahlreiche SP 42 und S-Bahn Triebwagen herumstehend. Ferner 2 völlig verrottete Ty45 und 1 Ty 2, auf deren Tender die alte deutsche Nummer wieder deutlich zu lesen war.
Glubczyce: Bis vor kurzem ein unglaublich schöner Bahnhof mit Burgähnlichem Empfangsgebäude, vielen Stellwerken und einem 8-ständigen Rundschuppen. Leider mittlerweile ohne PV... Durch den verbreiteten Gammel sehr sehenswert!
Weiterfahrt über Krnov (Tschechien) nach Jindrichov in der Nähe der Schmalspurbahn nach Osoblaha. Die Pension Eden verlangt 400 Kr für ein Doppelzimmer und 15 Kr für ein köstliches Gambrinus-Bier!!!! Der Grenzaufenthalt war praktisch nicht meßbar.

Samstag 03.11.2001
Den ganzen Tag bei relativ schlechtem Wetter die Schmalspurbahn verfolgt, zwischendurch noch ein paar Normalspur-VT bei Linhartovy und Krnov.

Sonntag 04.11.2001
Morgens über Zlate Hory nach Polen zum Bf. Glucholazy. Hier einfahrenden PZ aus Nysa mit gelber SP42 aufgenommen, danach wegen aufreißender Bewölkung zurück nach Tschechien. Incl. Grenzaufenthalt haben wir bis Osoblaha nur 27 Minuten gebraucht...
Ausgiebige Schmalspurverfolgung, ferner wieder nach Linhartovy. Anschließend an die Strecke nach Bruntal, aber wegen anbrechender Dunkelheit nur noch 1 Foto von einem M296.
Zur Streckenkunde noch die OKD-Privatbahn von Miltotice nach Vrbno abgefahren. Im Pv fahren die "beliebten" schuhkartonartigen Schienenbusse, ferner wurde eine 742 in OKD-Blau-Gelb gesichtet. Der Pz ab Vrbno war eigenartigerweise zu mindestens 150% besetzt!

Montag 05.11.2001
Über Glubczce wieder nach Polen zur Sandbahn. In Kotlarnia steht Ty51 135, Ty45 2560 und eine Ty2 als Denkmal, dahinter stehen zahlreiche arbeitslose Elloks abgestellt. Der Strom wurde irgendwann abgestellt und seitdem sind längere Abschnitte der Oberleitung gestohlen worden...
Den Pendelverkehr vom Entladebunker zur Grube versehen drei Züge mit TEM2-Maschinen. Mit der farblich ansprechendsten sind wir mitgefahren. Der 2. Mann (Heizer???) hat in der komplett eingerichteten Bordküche umgehend einen Kaffee hergestellt...Sehr nette Aufnahmen direkt am Eimerkettenbagger!
Nachmittags zum Schmalspurmuseum im Bw Rudy. Interessant war vor allem die aus Bytom herübergeholte TW53 und eine winzige Ellok aus einem Stahlwerk, die noch bis 1992 gelaufen sein soll! Anschließend über Raciborz in den Raum Rybnik. Bei einbrechender Dunkelheit (nicht, das es vorher irgendwie hell gewesen wäre...) konnte im Anschluß der Zeche Anna bei Wodzislaw eine PKP-Wumme (ST44) ausgemacht werden. Als Werksloks dienten mehrere tschechische 742. Eine weitere Wumme stand im Bf. Rydultowy.
Übernachtung in Zdzieszowice in einer zum Hotel umgebauten ehemaligen Berufsschule. Leider war das Restaurant zu und in der ganzen Stadt gibt es sonst NICHTS, daher mußte zum Essen gehen der nahegelegene Annaberg (Tourigegend!!!!!) aufgesucht werden. Prompt hat das Innenleben (Alukofferimitation mit Landkarten und Kursbüchern innen) unseres Autos mehrere Interessenten gefunden, was wir aber noch rechtzeitig vereiteln konnten.

Dienstag 06.11.2001
Morgens Besichtigung der Odertalkokerei. Von Schupp und Kremmer sind nur 2 von insgesamt 10 Batterien, alles in allem ist die Kokerei eine der größten derartigen Anlagen europaweit. Kein Problem mit dem reinkommen, auch nicht mit ausgefallenen Fotowünschen. Leider schlechtes Wetter. Als Werksloks wurde mindestens 5 verschiedene werkseigene SM42 beobachtet. Weiterfahrt über Nysa - Klodzko - Kudowa bis irgendwo hinter Jaromer.

Mittwoch 07.11.2001
Über Jicin, Mlada Boleslaw und Melnik (hier Foto von "Hector" , wie DR-V175, auf Anschlußbahn) in den Raum Louny. Verschiedene Fotos mit Schienenbussen (u.a. mit der Hasenburg im Hintergrund), danach weiter über Kadan (Foto von Schienenbus auf der Nebenbahn nach Süden mit Ort und Kraftwerk im Hintergrund) und Karlsbad nach Hause. Im Egertal alles wie gehabt, nur in Vojkovice wurden die alten Schranken durch neue ersetzt. Ferner sind die telegrafenleitungen weg und die Mineralwasserbahn der Firma Mattoni ist stillgelegt. Inzwischen wurde das Werksgelände auch so zugebaut, daß dort nie wieder ein Zug fahren kann. Dafür verkehren 40-Tonner LKW im 5-Minuten-Abstand... Ankunft Bochum : Ca.22 Uhr.


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